Zwei Tage voller Doom, Stoner Rock und Sludge, da zeigen sich schon mal Ermüdungserscheinungen. Nichtsdestotrotz ist auch der dritte Tag des Freak Valley wie auch der Donnerstag und der Freitag eine wahres Fest für Freunde der Langsamkeit.
Samstag:
Bei Anbruch des Mittags darf VALLEY OF THE SUN die kleinste, aber dennoch soundstarke Bühne für ihren (wer hätte es erwarte) Stoner Rock in Beschlag nehmen. Gerade dieser weist allerdings gerade im Vergleich zu anderen Bands auf dem Festival ein äußert hohes Tempo auf, was vielleicht genau das richtige ist um nochmal alle wach zu rütteln.
Wenn die Jungs mit der Verbannung auf die kleinste Bühne nicht einverstanden waren so lassen sie es sich zumindest nicht anmerken. Mit wallendem Haar (der eine mehr, der andere weniger) zockt sich das Trio griffsicher durch ihre Setlist direkt neben dem Basketballplatz und setzt zielsicher die Stimmung des Tages: It's time for beer. Den Leuten gefällt es trotz den Uhrzeit sichtlich und der gesamte platz verdichtet sich erstaunlich schnell. Ein Glück das die Jungs nicht umsonst aus Ohio angereist sind. Gutes Wetter, gute Musik und Bier; der Rest ergibt sich schon.
[Sunny]
Auf der Bühne erweist sich DEAD MAN als alles andere als tot. Die Schweden haben sogar eine ganze Menge an Lebensenergie, wie sie am frühen Nachmittag unter Beweis stellen.
Während ihrem Auftritt färbt die gute Laune nicht nur aufs Publikum ab, sondern auch das Wetter bessert sich und die Sonne kommt wieder zum Vorschein. Mit Einflüssen irgendwo zwischen Folk und Stoner der 60er und 70er erinnern sie zumindest musikalisch an Hippies und verleiten das Publikum zu ausgelassenem Tanzen. Mit der Besetzung Gitarre-Gesang-Bass-Drums und dem relativ cleanen, direkten Sound drücken sie nicht so sehr wie andere Kollegen, machen dies durch ausgewogene und gut ineinandergreifende Kompositionen wett. Obwohl hier und da das eine oder andere Gitarrensolo etwas zu lange wirkt, strahlen sie ein positives Gefühl aus, das sich im Publikum deutlich spüren lässt. Es macht nicht nur DEAD MAN sichtlich Spaß auf der Bühne zu stehen, sondern auch den Festivalgängern ist es eine Freude ihnen dabei zu zusehen.
[Lukas B.]
Einer der mit Abstand am heißerwarteten Gigs wird merkwürdigerweise auf die recht unrühmliche Mittagszeit verschoben; EGYPT kommt wohl die etwas undankbare Aufgabe zuteil: die Leute über die Mittagszeit wach zu halten.
Das scheint hier allerdings wenig zu stören, weder Fans noch Band. Auch in der prallen Hitze findet sich die Gemeinde zu diesem besonderen Auftritt gern zusammen und wird auch mit einem entspannten, aber definitiv nicht gelangweilten Auftritt belohnt. Das amerikanische Trio hat in gewisser Weise genau die richtige Einstellung zur Situation: sehr entspannt, sehr groovig, etwas heavy und schwer bewaffnet mit Fan-favourites wie 'Dirty Witch' oder dem Klassiker 'Valley of the Kings'. Der Sound und die Stimmung auf dem ganzen Platz ergeben einfach genau die richtige Festival-Atmosphäre für die das Freak Valley geschaffen wurde. Der schwerlastige, aber doch treibende Sound wirkt einfach nicht aufdringlich, sondern fügt sich optimal in die allgemeine Stimmung ein und ergibt einen der stärksten Konzerte des gesamten Open Airs. Dementsprechend gern und verdient lässt sich die Band noch eine Weile feiern und dann wahrscheinlich entspannt ein Bier trinken zu gehen.
[Sunny]
Für diese Kapelle ist die Stimmung schon mindestens eine Stunde voraus schwer am kochen. "Gehst du auch gleich zu CRIPPLED BLACK PHEONIX?"- "Was macht ihr hier? CRIPPLED BLACK PHEONIX spielen gleich!" Nach dem zehnten Mal wird es langsam etwas anstrengend. Kann die Band diesem massiven Hype gerecht werden?
Die kurze Antwort ist: Nein. Die lange Antwort ist: Neeeeeiiiiiiiiiiiinnn. Zugegeben, das dargebotene Material ist nicht schlecht, geht aber auch ein wenig in der Menge unter. Vielleicht ist es das mittlerweile seit Tagen stattfindende Bombardement an gleichförmigen Stoner Rock, aber die Band kann hier kaum mehr als reflexartiges wippen hervorrufen. Die umstehenden scheinen allerdings anders darauf zu reagieren, denn diese feiern ausgelassen. Vielleicht war der Alkoholspiegel zu gering, vielleicht waren die Schuhe zu eng, aber irgendwie lassen CBP vollends kalt. Mehr was für das Zusehen vom Rande aus.
[Sunny]
Ahh, die andere große Ausnahme der Harmonie. Wie schön. Nach tagelangem dröhnen und Hippiegedudel bricht EYEHATEGOD endlich mal wieder mit der Tradition und werfen pechschwarze Steine in das sorgsam aufgebaute Glashaus.
Mit schwerer Doom-Artillerie ähnlich wie GOATSNAKE wird noch einmal schwer am Publikum gerüttelt und es stellt sich sehr schnell heraus wer mit der Musik und Stimmung eigentlich etwas anfangen kann; plötzlich sind all die älteren Festivalteilnehmer spurlos verschwunden und man sieht keine Batik-Shirts mehr. Der Dope-Nebel bleibt allerdings. EYEHATEGOD gibt definitiv eine ordentliche Show ab. Es scheint ihnen auch Spaß zu machen und mit der Platzierung kein Wunder: Prime Time knapp vor den Favoriten von EARTHLESS. Gar keine schlechte Idee mit dieser Band einzustimmen, schließlich will guter Groove gelernt sein. Zunächst wird allerdings erst noch die härtere Schiene gefahren und bei einigen kommt das durchaus gut an, bei anderen weniger. Trotzdem ist hier einfach mal ein Kompliment für die Abwechslung gebührend, das war einfach mal notwendig.
[Sunny]
Quelle: Electric Moon - Clemens Mitscher |
Verglichen mit den vielen Internationalen Gästen des Freak Valley, so scheint es als würde ELECTRIC MOON gradezu in ihrem Vorgarten spielen. Doch das in Hessen gegründete Trio hat ihren Platz im Programm nicht deswegen verdient. Sie präsentieren sich als psychodelische Instrumentalband, die sich nicht davor scheut, live auf der Bühne zu experimentieren, mit Effekten zu spielen oder gar zu improvisieren. Dadurch wird die Musik mal treibender und mal melodischer, doch als roter Faden ziehen sich über lange Strecken die Schlagzeugrythmen und Bassgroove durch, vor allem jedoch die sphärische Wirkung der Band. Dazu passend auch die Bühnenpräsenz der Band, die mehr auf sich selbst und ihre Musik konzentriert zu sein scheint als sich sorgen um Bühnenshow zu machen. Die Beschreibung ihrer Musik als Acid-Rock ist also absolut berechtigt, und die Erfahrung ihnen Live dabei zuzusehen ist auf jeden Fall außergewöhnlich.
[Lukas B.]
Das Krönende Ende des Festivals, die letzte aller Bands ist EARTHLESS. Beinahe
Instrumental spielt das Trio aus den USA nur mit Gitarre, Bass und Schlagzeug. Nur an einigen wenigen Stellen durfte Isaiah Mitchell nicht nur seine Gitarrenkünste präsentieren, sondern auch Singen. Trotz dieser Sparsamkeit – oder möglicherweise grade deswegen – gelang es ihnen ordentlich Druck und mindestens genauso viel Eindruck zu machen. Der gewaltige Bass und die fetzenden Drums arbeiten so gut mit dem anspruchsvollen und melodiereichen Gitarrenspiel zusammen, dass man nichts vermisst. Im Gegenteil, es scheint als hätte ein zusätzliches Instrument überhaupt keinen Platz in den Songs von EARTHLESS. Doch was ist mit dem Gesang? Eigentlich sind sie ja als Instrumentalband bekannt, allerdings scheint das nicht daran zu liegen, dass keiner der Drei singen könnte. Denn die Truppe bettete zum Beispiel ein Cover von 'Foxy Lady' (Jimi Hendrix) in ihren Auftritt ein und bewies damit, dass sie durchaus die Möglichkeit hätten ihre Songs mit Gesang auszustatten, wenn sie das wollten. Darüber hinaus brachten sie mit dieser Variation noch mal eine neue Nuance ins Spiel, mit dem sie die Spannung aufrecht erhalten konnten.
Quelle: Earthless -Facebook - The Fox Is Mine |
[Lukas B.]
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