Dienstag, 3. Februar 2015

Live-Review: Extreme Metal im Koop


Dass die Location den Bands fast die Show klaut ist selten. Auch wenn es, gerade in Deutschland viele tolle Clubs und Venues gibt, sind echte Aha-Momente doch eher die Ausnahme. Der Hahner Jugendclub Koop rang mir allerdings eine Menge Respekt ab und bot die perfekte Bühne für drei hochwertige Extreme-Metal-Acts.
Den Anfang machen an diesem Abend die Slam-Death-Core-Knaben von FOLLOW THE WARPATH. Mit dem Paulchen-Panther-Lied als Intro kann man eigentlich nichts falsch machen und so legt das Abrisskommando mit ihren zwei Frontern direkt brachial los. Der erste Song ist noch etwas untypisch und bindet in die Slams leichte Dubstep-Bezüge ein. Nicht so mein Ding. Aber in der Folge konzentriert sich das Sextett auch brutalen Death Metal mit einigen Breakdowns und derben Shouts. Für das Growl wiederum ist Subwoofer Volkan zuständig, der trotz seiner kleineren Statur mit unglaublich tiefen Grunts aufwarten kann. Manch einem gefällt das Ganze sogar so gut, es er sich zu artistischen Sprüngen hinreißen lässt. Ein grundsolider Auftakt für diesen Abend.

Danach kann man sich erst einmal am Luxus der Location erfreuen. Ein Beamer zeigt über der sehr großen und etwa 130 Zentimeter hohen Bühne an wie lange der Umbau etwa dauert und für die Damen gibt es auf der Toilette allerhand Pflegeprodukte zur freien Benutzung. Alles ist unheimlich sauber und
Quelle: Koop Juz Taunusstein

neu, was daran liegt, dass das Koop erst im September 2013 seinen ersten Spatenstich erlebt hat. Deswegen ist hier auch wirklich alles vom Feinsten und dennoch bekommt eines von drei Pils-Sorten bereits ab günstigen ein Euro fünfzig. Dass auch am Licht und der Soundanlage nicht gespart wurde beweist kurz darauf der Auftritt von VAULTING. Sänger Felix, der die JUZ-Leitung mit bestem Klang vor die Bühne lockt, ist einer der unterhaltsamsten Entertainer, die ich seit langem gesehen hab. Ständig tigert der schick mit Hemd und Schlips ausgestattete Fast-Glatzkopf während der Ansagen von links nach rechts und poliert sich dabei gefühlt sekündlich die Platte mit einem Handtuch. Dabei lässt er eine schräge Ansprache nach der anderen ab und sagt beispielsweise dass er die Ansagen etwas strecken muss, um den konditionell eher schwachen Mitgliedern eine Pause zu gönnen. Während der Songs merkt man jedoch nix von Müdigkeit und die Wiesbadener hauen einen progressiven Deathgrinder nach dem nächsten heraus. Die Texte sind sozialkritisch und erinnern auch wegen der Art des derben bis dunklen Growlings ein wenig an TOTENMOND. Die stärkste Parallele weist die Band allerdings zu den JAPANISCHEn KAMPFHÖRSPIELEN auf, die man andererseits auch nicht dreist kopiert. Die Jungs machen einfach Spaß und haben keine Lust darauf sich von Zugabenrufen feiern zu lassen und spielen direkt das Extra-Lied einfach direkt hinterher. Sehr sympathisch, sehr eigenständig und irgendwo verrückt. VAULTING setzt die Messlatte noch einmal ordentlich herauf.
Verstecken müssen sich die Tech-Deather von SPREADING MIASMA aber wiederum auch nicht. Die Gießener sind nämlich ein eingespieltes Monstrum, das für Alarm vor der Bühne sorgen kann. Mit treibenden Liedern wie 'No
Quelle: Koop Juz Taunusstein
Progress' und einem angeschwärzten Black-Deather namens 'Void Creation' fliegen ein weiteres Mal so richtig die Fetzen, besonders letzterer Titel sorgt bei so manchem Fan in der erste Reihe für echte Begeisterungsstürme. Das gefällt auch der Band und das obwohl den ganzen Abend eher wenig los ist. Kaum mehr als 25 Leute treiben sich im Jugendzentrum herum. Dafür sind die anwesenden Gäste sehr gut drauf und erweisen eigentlich allen Bands den Respekt, den sie verdienen. Sänger Nico hat sich dann für die Fans auch noch einmal was besonders aus gedacht, verschwindet kurz von der Bühne und kommt im (fast) kompletten Bundeswehr-Outfit wieder zurück, während seine Soldaten beziehungsweise Bandkollegen stramm stehen. Passend dazu wird dann der Song 'General Blast' gespielt, bevor sich ein Gig voller Geballer und starker Riffs dem Ende neigt. Auf die Zugabenwünsche reagiert man dann trotz Ermangelung weiteren Materials souverän mit der Wiederholung des Black-Metal-Tributs 'Void Creation' und sorgt damit für zufriedene Gesichter in den vorderen Reihen. Insgesamt ein toller Abschluss für ein bärenstarkes Konzert in einer wunderschönen Location, die ich und meine Freunde nur widerwillig und fast als Letztes verlassen, während wir uns fest vornehmen wiederzukommen. Taunusstein-Hahn setzt sich selbst mit einem fetten Ausrufezeichen auf die Liste hessischer Top-Adressen für Live-Darbietungen.

[Adrian]

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