Dienstag, 19. August 2014

CD-Review: Nachtmystium "The World We Left Behind"

Es wurde viel geredet über NACHTMYSTIUM. Lösen sie sich nun auf oder doch nicht? Ist Blake Judd ein betrügerischer Junkie, der seine Fans (inklusive dem Autor dieser Zeilen) abzockt? Und wie beeinflussen diese Probleme das neue Album "The World We Left Behind", das nun höchstwahrscheinlich doch kein Abschied darstellt, auch wenn der der Name ziemlich deutlich darauf anspielt.
Seit einigen Wochen läuft der neue Longplayer bei mir rauf und runter und ich weiß immer noch nicht so recht, was ich von diesem Machwerk halten soll. Beim ersten Anhören verspürte ich durchaus eine gewisse Ernüchterung. Denn die etwas dröge Ausrichtung von "Silencing Machine" wird auch hier weiterverfolgt. Der rockige Flow von "Addicts" und "Assassins" fehlt erneut und wird durch hypnotische Klangkollagen ersetzt, die den kreativen Faden von Songs wie 'Every Last Drop' immer wieder aufgreifen ('Voyager' ist hierfür ein gutes Beispiel). Klassische Schwarzmetaller wird es außerdem  freuen, dass es wieder mehr unverfälschten Black Metal gibt (Anspieltipp ist in diesem Zusammenhang: 'Into The Endless Abyss').
An sich sind das eigentlich die Zutaten für ein richtig starkes Album der Jungs aus Chicago. Dennoch fehlt es mir teilweise an mitreißenden Melodien und emotionalen Ausbrüchen (wie man sie beim Black-Meddle-Duo häufiger zu hören bekam). Irgendwie wabert jeder Song auf einem gleichbleibenden Spannungsniveau und nimmt den Hörer nicht wie früher  auf eine musikalisch-emotionale Reise mit. Das merkt man allerdings erst dann wenn dann doch mal ein paar Songs aus den Boxen schallen, die ein stückweit an alte Zeiten heranreichen. 'In The Abscense Of Existence' ist so ein Lied, das auch auf "Addicts" gepasst hätte (auch wenn es dort von der Qualität her eher in der zweiten Reihe gestanden hätte). Natürlich fehlt auch bei diesem Track der Wechsel von Stimmungen und Atmosphären, aber viel näher kommt das Album an alte Glanztaten lediglich mit dem Titeltrack heran. Dieser entpuppt sich teilweise als kleiner Ohrwurm und bleibt zumindest durch seinen Refrain im Gedächtnis hängen. Ebenfalls ganz ordentlich gelungen ist 'On The Other Side', das sogar mit einem überraschend virtuosen Gitarrensoli aufwarten kann, bevor 'Epitaph For A Dying Star' erneut die Klangkollagen der ersten Minuten der Scheibe aufzugreifen und damit das finale Kapitel dieses Tonträgers einleitet.

Im Grunde ist "The World We Left Behind" gar keine so schlechte Platte. Als Hintergrundbeschallung hat sie auf jeden Fall das Zeug dazu einsame Nächte musikalisch zu untermalen. Allerdings waren NACHTMYSTIUM immer viel mehr als das! Blake Judd und Co gehörten seit Mitte der 2000er zu den interessantesten Acts der USBM-Szene und wussten immer zu überraschen. Inzwischen aber scheint sich der Bandwagen im Drogensumpf festgefahren zu haben und der kreative Fluss scheint ins Stocken geraten zu sein. Dennoch empfehle ich jedem Fan der Band selbst in das Album reinzuhören, denn die bisherigen Reaktionen auf die Platte zeigen, wie sehr die amerikanische Kapelle die Szene trotz allem noch spalten kann. Ich persönlich bin etwas enttäuscht, auch wenn das Album seine Höhepunkte hat.
Seit dem 5. August kann man bei Century Media dieses Zeugnis einer zurückgelassenen Welt erstehen.

7 von 10 Punkten

[Adrian]

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