Montag, 4. November 2013

Interview: Sebastian Schilling von Discreation

Death Metal gibt es nicht nur in Florida, Schweden oder Holland, sondern auch in Hessen knüppelt schon seit Jahren der Sensenmann wild auf seiner Bassdrum herum. Neben alt-gedienten Recken wie DISBELIEF oder heißen Newcomern wie WOUND gibt es auch in der Nähe von Hanau seit 2001 eine starke Todesblei-Truppe. DISCREATION besticht vor allem durch Eigenständigkeit und durchpflügt mit einem neuen Album, das die Band erfolgreich neu erfindet ohne liebgewonnene Trademarks über Board zu werfen, die Szene. Grund genug um Gitarrist Sebastian zum Gespräch zu bitten.


Zuerst einmal Danke für das Interview und Glückwunsch zu "The Silence Of The Gods", das Album ist ein echter Killer. Wie waren denn allgemein so die Reaktionen auf die Platte?

Sebastian: Die Reaktionen bisher sind fantastisch. Die meisten scheinen von unserer Platte wirklich sehr angetan zu sein. Im Legacy-Soundcheck sind wir sogar auf Platz sechs gelandet. Das ist schon ziemlich cool!

 
Vergleicht man die neue Scheibe mit dem Vorgänger "Withstand Temptation" fällt auf, dass der neue Longplayer noch aggressiver  geworden ist und etwas mehr nach Old-School Death Metal klingt. Schon der Unterschied im Artwork macht dies deutlich. War diese stilistische Anpassung bewusst von euch vorgenommen worden oder kam das einfach so?Sebastian: Genau genommen beides. Seit der Veröffentlichung von "Withstand Temptation" hat sich das Line-Up verändert. Wir haben mittlerweile einen neuen Gitarristen und einen neuen Drummer. Daraus haben sich Änderungen im Sound ergeben. Gleichzeitig war es aber auch erklärtes Ziel düsterer, härter und geradliniger zu werden. "Withstand Temptation" ist auch in der Rückschau noch eine tolle Platte. Doch das verspielte und melodisch-melancholische Element kam maßgeblich von unserem damaligen Gitarristen Matthias, von dem wir uns nach den Aufnahmen getrennt haben. Die kostenlose Digital-EP "Plague And Fire" war der erste Schritt in die neue Richtung, was wir auch bewusst durch das neue Logo unterstreichen wollten. "The Silence Of The Gods" ist der vorläufige Höhepunkt dieser Entwicklung. 

Wie steht es eigentlich um eure Vernetzung im deutschen Underground? Immerhin sind ja in den letzten viele verheißungsvolle Bands dazu gestoßen. Bestehen da Verbindungen oder auch Freundschaften zu anderen Death-Metal-Bands?
Sebastian: Wir haben sehr viele Konzerte in den letzten zwei Jahren zusammen mit DAMNATION DEFACED aus Celle gespielt, woraus mittlerweile auch eine Freundschaft entstanden ist. Auch mit LAY DOWN ROTTEN, VOICE OF REVENGE aus Würzburg und PARITY BOOT aus der Hamburger Ecke haben wir viele Gigs gespielt. Zu anderen Bands bestehen keine Verbindungen, was sich aber daraus ergibt, dass wir die meisten Konzerte mit den eben Genannten selbst gebucht haben.  

Was haltet ihr überhaupt vom aktuellen Trend dass Death Metal momentan wieder am Wachsen ist? Ist die Szene gesund und vital oder besteht Übersättigungsgefahr?

Sebastian: Ich bin mir nicht sicher, ob Death Metal momentan wächst, oder ob sich nur der Fokus einiger Medien und Labels wieder darauf gerichtet hat. Sicher passt es gut ins Konzept, dass momentan wieder viele bewusst old-schoolig klingende Bands am Start sind. Ich glaube aber, dass es schon immer viele gute Death Metal-Bands in Deutschland gegeben hat und auch weiterhin geben wird, wenn sich der Hype gelegt hat. Ob die Szene nun gesund ist oder nicht, kann ich schlecht beurteilen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass die meisten Konzerte zu schlecht besucht sind und dass viel zu wenige Platten gekauft werden. 
 Zurück zu Euch. Wie lange hat eigentlich die Entstehung von "The Silence Of The Gods" gedauert und welcher Teil des Prozesses (Song-Writing, Aufnehmen und Produktion) war der Anstrengendste?

Sebastian: Insgesamt hat der Entstehungsprozess etwa ein Jahr gedauert. Wir haben im Januar 2012 mit dem Songwriting begonnen und hatten auch schon Anfang des Jahres den Studiotermin gebucht. Wir haben also das Jahr über an der Platte gearbeitet, wobei wir zwischendurch auch immer wieder Gigs gespielt haben und im September die "Coming Death Tour" mit LAY DOWN ROTTEN, DAMNATION DEFACED und VOICE OF REVENGE hatten. Zum Schluss ist es recht knapp geworden, und wir haben an den Songs bis kurz vor dem Studiotermin geschrieben. Die meisten Texte und Vocals sind auch erst im Studio entstanden. Eigentlich war das ganze Jahr ziemlich anstrengend, weswegen wir dann auch dieses Jahr etwas kürzer getreten sind. 
 
Ich kenne euch seit etwa 2007 und hatte mir damals auch direkt die "Order To Advance" geholt. Was denkt ihr heute über die Scheibe? Legt ihr sie manchmal selbst noch auf?


Sebastian: Die "Order To Advance" wird für uns immer einen besonderen
Stellenwert haben. Wir haben die Platte in den Dierks Studios aufgenommen. Das ist ein ziemlich beindruckender Studiokomplex in dem die meisten SCORPIONS-Platten entstanden sind. MICHAEL JACKSON, TWISTED SISTER, ACCEPT, SODOM und  viele andere waren auch schon da. Ein ziemlich legendäres Studio also, in dem die Gänge mit goldenen Schalplatten gesäumt sind, und wo man sich selbst sofort wie ein Rockstar fühlt. Wir hatten aufgrund diverser Beziehungen die Möglichkeit dort aufzunehmen, und haben die Zeit sehr genossen. Rückblickend muss man aber sagen, dass wir bei Weitem nicht in der Lage waren die Möglichkeiten eines solchen Studios zu nutzen. Trotzdem halte ich nach wie vor einige Songs von "Order To Advance" für äußerst gelungen und wir denken immer mal wieder darüber nach, den einen oder anderen davon nochmal neu aufzunehmen. 'Call Of Hatred' spielen wir auch heute noch live. Am wichtigsten ist allerdings, dass die Platte für alle Beteiligten mit tollen Erinnerungen verbunden ist. Wir hatten damals eine wirklich gute Zeit.

Denke ich an damals zurück fällt mir auch ein, dass ich euch in der Nähe von Limburg live gesehen hab. Wenn ich mich recht erinnere konnte man so gut wie keinen Gesang hören. Deswegen die Frage: was war euer bester und was war euer schlimmster Gig bisher?

Sebastian: Schwere Frage, denn es gab schon ein paar sehr geile, aber auch ein paar sehr üble. Die besten waren sicher die im Vorprogramm der APOKALYPTISCHEN REITER. Davon hat es über die Jahre hinweg insgesamt vier gegeben, und jedes Mal war die Hütte voll und die Leute sind ausgerastet. Die schlimmsten Gigs sind eigentlich die, bei denen die Organisation schlecht ist. Einmal haben wir in Aachen gespielt. Man hatte uns gesagt, dass wir im Club übernachten können, weswegen wir schon angefangen hatten schön was zu trinken. Später stellte sich heraus, dass es nicht möglich ist und Alternativen gab es auch nicht, weswegen wir wieder heimfahren mussten. Richtig beschissen war auch ein Gig im Hellraiser Leipzig: Weil zu wenige Leute da waren, hat man uns einfach um unsere vorher vertraglich vereinbarte Gage geprellt. Wir hätten natürlich auf einen Teil davon verzichtet, aber so war das einfach nur asozial!

Den Release des neuen Albums konnte man als aufmerksamer Death-Metaller gar nicht verpassen. Besonders auf dem diesjährigen Party.San Open Air war die Dichte an Promo-Plakaten besonders hoch. Ist diese gesteigerte Promo-Arbeit der Verdienst von eurem Label Remission Records oder habt ihr euch selbst darum gekümmert?

Sebastian: Wir teilen uns die Promo-Arbeit. Chris hat die Promo-CDs

verschickt, ich habe mich um die Pressemitteilungen und so weiter gekümmert. Das Lyric-Video zum Beispiel hat unser Gitarrist Dave gemacht. Die Plakate auf dem Party.San haben wir auch ganz DIY-mäßig selbst aufgehängt.

Apropos Party.San. Mit der dortigen Zeltbühne gibt es ja inzwischen auch die Möglichkeit sich als Underground-Band einem größeren Publikum zu präsentieren. Wäre das nicht auch für euch interessant oder gibt es bereits Pläne bei euch etwas größere Festivals zu bespielen?

Sebastian: Das wäre höchst interessant für uns, allerdings sieht es momentan nicht so aus, als würde das klappen. Wir würden sehr gerne auf so vielen Festivals wie möglich spielen und natürlich bewerben wir uns auch überall. Die Veranstalter brauchen eigentlich nur zugreifen.

Das waren alle meine Fragen und ich danke euch noch mal für dieses Interview. Wenn es noch etwas gibt was ihr loswerden oder unseren Lesern sagen wollt, ist nun der richtige Zeitpunkt.

Sebastian: Vielen Dank für das Interview, wir wissen das sehr zu schätzen. An die Leser kann ich nur die Bitte richten, mal in "The Silence Of The Gods" reinzuhören und die Scheibe bei Gefallen zu kaufen. Death Metal Victory!

[Adrian]

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