Die zweite Runde im unserer Revisited-Reviews-Reihe gebührt den Norwegern DARKTHRONE und ihrem vorletzten Album "Circle The Wagons", das wie alle Alben seit 2005 sehr kontrovers aufgenommen wurde. Ich ging damit aber noch vergleichsweise harmlos ins Gericht.
So war das damals…
Es hat sich viel getan seitdem Fenriz und Nocturno Culto "The Cult is Alive" vor vier Jahren veröffentlicht haben. Vor allem in Sachen Wahrnehmung der breiten, metallischen Masse. Denn gerade Fenriz wurde plötzlich nicht mehr als verschrobener, böser Schwarzkittel wahrgenommen, sondern stattdessen als verschrobener, aber netter Old-School-Metaler. Zeitgleich wandelte sich die Musik DARKTHRONES. Black Metal trat in den Hintergrund und machte Platz für rotzigen MOTÖRHEAD-Gesang und rockige Riffs. Nun im Jahre 2010 sind Darkthrone weiter denn je vom Schwarzmetall entfernt.
Dennoch hört man immer noch heraus dass man eine DARKTHRONE-CD im Player hat. Gerade bei Songs wie 'Running For Borders' oder 'I Am The Working Class' fallen die alten Wurzeln der Band auf. Sowohl Riffs als auch Gesang weisen Black-Metal-Akzente auf. Wobei die Crustpunk, Heavy Metal und Hardrock-Anteile überwiegen. Besonders stimmlich bewegt sich Ted auf Pfaden die man Anno 1994 niemals von ihm erwartet hätte! Namen wie Tom Angelripper, ANGEL WITCH oder ein wenig King Diamond (mit Mandelentzündung) könnten dem geneigten Hörer dabei in den Sinn
kommen. Und genau hier liegt auch ein Kritikpunkt des Albums, Nocturno überschätzt sich manchmal etwas und seine Vocals klingen (gelinde gesagt) etwas komisch. Am Besten steht ihm halt einfach der dreckig, rotzige Gesang zu Gesicht. Des Weiteren kann man fast jedem Song des Albums Ohrwurmcharakter attestieren, was jedoch nicht durchweg ein positiver Aspekt ist, denn die Songstrukturen sind teilweise so simpel (Paradebeispiel: 'Black Mountain Totem'), dass sie bei häufigerem Hören beginnen sich zu langweilen. Etwas mehr Akkorde hätte man schon verwursten dürfen.
Abschließend bleibt nur noch zu sagen, dass die Black-Metal -"Szene" wahrscheinlich spätestens mit diesem Album Darkthrone gänzlich exkommunizieren wird, aber dafür Fenriz und Co wohl im Lager der "Keep-it-True"-Besucher mit offenen Armen empfangen werden. In diesem Sinne: "Destroy the modern metal and bang your fucking head!"
7 von 10 Punkten
Und heute?
Vieles kann man auch heute noch so stehen lassen (außer vielleicht den
Ausdruck Black-Metal -"Szene" – keine Ahnung wieso ich das in Anführungszeichen gesetzt habe). DARKTHRONE überschlagen sich tatsächlich nicht mit Saitenhexerei oder Riff-Raffinesse und auch Nocturno Culto treibt es manchmal zu weit und schießt mit dem Heavy-Metal-Gesang übers Ziel hinaus. Trotzdem würde ich heute ein halbes Pünktchen mehr geben, denn das Album hat Charme und ist so konzipiert, dass es polarisiert – es soll halt nicht jedem gefallen. Es ist insgesamt eine Hommage an den Garagen-Metal der frühen 80er Jahre und ist auf eine verschrobene Art auch irgendwie einzigartig, was ja an und für sich eine sehr gute Eigenschaft ist. Das Review gefällt mir insgesamt auch ganz gut. Es ist nichts was mich total vom Hocker haut, aber im Vergleich zu den ersten Reviews (siehe dem GAMA BOMB Artikel) war dies ein ordentlicher Schritt nach vorne.
[Adrian]
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