Dienstag, 16. April 2013

CD-Review: Punisher (判官)


Eine Demo aus China bekomme ich selten zugesteckt, aber mir wurde zugetragen, dass es sich lohnt bei "Harmonik Hell" von PUNISHER reinzuhören. Aus China kenne ich übrigens ansonsten nicht viele Gruppen. Spontan fallen mir noch die Depressive-Schwarzmetaller ORIGINAL SIN ein, aber dann wird es schon schwierig. Maximal noch die dark-metallischen CHTHONIC aus Taiwan, was zumindest offiziell auch zu China zählt. Es gab zwar vor einiger Zeit auch mal ein China-Metal-Special im Rock Hard, aber da muss ich leider gestehen, dass nicht viel hängen geblieben ist.

Was ich noch weiß ist, dass ein Chinese gesagt hat, dass es sehr viele Kopisten im Land der Mitte gibt, man spielt Metal ebenso nach, wie man Markenartikel aus dem Westen imitiert und versucht möglichst Nahe am neusten Trend zu sein. Was auch erklärt warum man so ungemein viele Death- und Metalcore-Truppen auf metal-archives.com findet, wenn man unter dem Ländereintrag von "China" nachschaut. Nichtsdestotrotz hat jede Regel auch ihre Ausnahme und diese bilden hier PUNISHER. Die fünf Männer aus der Liaoning Provinz spielen nämlich technischen Thrash, mit einer Menge Heavy- und Speed-Anleihen. Unterwegs sind sie trotz traditioneller Vorbilder wie CORONER oder ONSLAUGHT erst seit 2010 und haben neben dieser Scheibe gerade noch ein weiteres Demo namens "Public Servants".
Die vorliegende Scheibe enthält insgesamt vier Songs, die zwischen vier und vier-einhalb Minuten dauern. Die Mischung aus heftigen Prügel-Attacken und technischen Raffinessen ist schön ausgewogen. Sänger Du hat ein wunderbar rotziges Organ und shoutet in bester OVERKILL-Manier herum. Leider versteht man als Nicht-Chinese nur herzlich wenig, denn scheinbar wurde alles in Mandarin gehalten, wobei ich nicht sicher bin ob es sich vielleicht doch um eine andere Sprache der Volkrepublik handelt.

Große beziehungsweise elementare Unterschiede weisen die ersten drei Lieder 'No Compromise', 'Noble Pariah' und 'Public Servants' nicht wirklich auf, das Schema ist eigentlich immer dasselbe, aber wenn kümmert das schon? Thrash Metal lebt von seiner Energie und Spielfreude und die sind hier beide in jedem Fall vorhanden. Allein schon wenn man sich anschaut wie schön die Soli in den einzelnen Tracks ausgefallen sind, heben sich respektvoll die eigenen Augenbrauen.
Als Zugabe gibt es mit 'Start The Fire' ein sympathisches und nicht gerade überstrapaziertes Cover der 80s-Helden METAL CHURCH, was zeigt, wie tief die fünf Musiker aus Fernost in der Metal-Szene verwurzelt sind.
Auch wenn der Sound dem einen oder anderen etwas zu schroff sein wird, muss man anerkennen, dass sich diese Chinesen eindeutig mit ihren Untergrund-Kollegen aus dem Westen messen können und die Unterschiede zwischen Orient und Okzident gar nicht mehr so groß sind. Mutige können mal versuchen an diese (laut metal-archives) auf 300-Silberlinge limitierte Demo heranzukommen, die als Beilage mit dem lokalen Metal-Fanzine Total Thrash im Dezember 2012 verteilt wurde. „Harmonik Hell“ von PUNISHER hätte es nämlich wirklich verdient auch in Europa und den USA zum Sammlerstück zu werden.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian]   

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