Sonntag, 8. August 2021

CD-Review: Groza "The Redemptive End"

Auf den ersten Blick kann man die bayrische Black-Metal-Kapelle GROZA relativ schnell als MGLA-Rip-Off abhandeln: die Gesichter der Mitglieder sind mit schwarzen Masken vermummt, ihr Bandname lehnt sich an die Debüt-LP der Polen an und auch im Sound gibt es deutliche Parallelen. Allerdings verbirgt sich hinter dem Zweitwerk "The Redemptive End" mehr als eine reine Ehrerbietung. 
Allein die Tatsache, dass die Truppe sich bereits mit ihrem zweiten Release einen Deal mit dem bekannten Szene-Label AOP Records sichern konnte, sollte dafür sprechen, dass hier mehr dahinter steckt als es oberflächlich den Anschein hat. Wer dieses Label kennt, weiß auch, dass man es hier sehr oft mit

melodisch-atmosphärischem Schwarzmetall zu tun bekommt, der nicht davor zurückschreckt harte Kontraste aus postrockigen Klangmustern und schwarzer Blast-Raserei zu konstruieren. Das ist eine Beschreibung, die auch 
sehr gut auf GROZA passt. Versteht das aber nicht falsch. Man kann die Scheibe wunderbar durchhören, ohne dass es zu Brüchen kommt, die den Fluss stören würden - was wiederum  widersprüchlich zu meiner Aussage direkt davor klingt. ich versuche es einmal anders zu erklären. Die Songs leben von einzelnen emotionalen Leitmotiven, die stringent durchgezogen werden, egal ob gerade Double Bass und Screams regieren oder die Gitarren unverzerrt und zerbrechlich einzelne Töne erklingen lassen. Solche herrliche Spannungsbögen habe ich so ausgefeilt zuletzt nur bei ELLENDE hören dürfen. Außerdem muss ich noch einmal ausdrücklich das Song-Writing loben. Denn auch wenn ich in vergangenen Reviews immer wieder bemängelt habe, dass ich persönlich finde, dass in der Kürze die Würze liegt, verhält es sich hier genau andersherum. Die Entscheidung der Band nämlich überwiegend auf lange Hymnen jenseits der sieben Minute zu setzen, erweist sich definitiv als eine vernünftige Entscheidung. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Schwarzmetallgruppen nutzt man die jeweilige Spielzeit hier sehr effizient und packt so viel Abwechslung hinein, dass man immer von einer neuen Facette des Albums überrascht wird (bereits der zweite Titel 'Sunken In Styx - Part II : Descent' ist ein sehr gutes Beispiel dafür).   

Alles in allem könnte ich jetzt noch hunderte Wörter über "The Redemptive End" verlieren ohne dem Album vollends gerecht zu werden. Schließlich liefert GROZA mit diesem Zweitwerk eine Platte ab, die ich am Ende des Jahres definitiv in meiner persönlichen "Alben des Jahres"-Auswahl berücksichtigen muss. Hier steckt zwar (wie gesagt) eine Menge UADA und MGLA drinnen, aber die Süddeutschen laufen keinem Trend hinterher, sondern haben diese moderne Spielart des Black Metal mehr als nur verstanden und besitzen auf jeden Fall das Potential in die (mindestens) nationale Speerspitze dieser Strömung vorzudringen. Dass ihr euch die Zeit nehmen solltet, um dieses Album in Gänze zu erleben, sollte sich an diesem Punkt von selbst verstehen. 
Seit 06.08.2021 gibt es die CD, das Vinyl und den Download bei AOP Records

9 von 10 Punkten

[Adrian]

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