Freitag, 6. November 2020

Reingehört: Anheim "Märe einer alten Zeit"

ANHEIM - treuen Zuschauern unseres YouTube-Channels wird diese neue Black-Metal-Truppe aus Würzburg bereits etwas sagen, da wir vergangene Woche ein Unboxing zum Mini-Album "Märe einer alten Zeit" hochgeladen haben. Diese Band als "neu" zu bezeichnen ist zwar richtig wenn man sich auf das Projekt an sich bezieht, die Mitglieder allerdings bringen jede Menge Erfahrung mit.
Hinter diesem Quartett stecken nämlich ehemalige Mitglieder von verschiedenen bekannten Extreme-Metal-Bands. Mit gleich zwei Mitgliedern der (leider inzwischen aufgelösten)
fränkischen Melodic-Black-Death-Kapelle KAIN, mag man da direkt in die Versuchung geraten ANHEIM als inoffiziellen Nachfolger zu bezeichnen. Stilistisch ist das vielleicht auch gar nicht so falsch. Denn Anleihen aus melodischem Black Metal findet man auch hier. Aber die vier Tracks der aktuellen EP, die es insgesamt auf knapp 24 Minuten bringt, beweisen, dass man den Härtegrad hier deutlich erhöht hat. ANHEIM atmet klassischen Schwarzmetall mit jeder Faser, aber scheut sich nicht auch dezente Melodien einzubauen und auch in einem Sperrfeuer wie 'Loch Khan Otrov' geradezu episch bis sphärische Passagen zu implementieren, die dem Hörer die Möglichkeit geben sich phasenweise in der Musik zu verlieren, wenn man nicht gerade die eigene Nackenmuskulatur trainiert. Ein großes Kompliment geht auch raus an die Produktion, die bereits für diesen Einstand mehr als ordentlich geworden ist. Besonders gut merkt man dies wenn rhythmisch nach vorne gegangen wird und die Gitarren in bester schwedischer Tradition rasieren. 
Allerdings offenbart sich auch etwas, was ich bereits beim Unboxing negativ erwähnen musste. Bei den breiten Blast-Beat-Batterien klingt mir persönlich die Bass-Drum zu klinisch, zu steril und zu mechanisch. Das ist jetzt echt kein großer Malus, aber es sollte erwähnt werden. Genauso wie die Tatsache, dass ich 'Exodus' für den Song der Platte mit dem größten Live-Potenzial halte. Wenn es endlich wieder Konzerte gibt, sollte man sich vor allem hier auf Bewegung vor Bühne einstellen.
Alles in allem ist "Märe einer alten Zeit" ein bärenstarker Einstieg einer Band, die sich nach eigener Aussage erst dieses Jahr zusammengefunden hat. Wenn man es in dieser kurzen Zeit schafft vier eingängige, ausdrucksstarke Lieder zu komponieren, einzustudieren und aufzunehmen, dann sollte das Debütalbum ja nicht lange auf sich warten lassen. Ich freue mich definitiv auf mehr von ANHEIM. Wer wütenden, aber stets nachvollziehbaren Black Metal mit leicht schwedischer Note mag, kommt an diesen Franken diesen Herbst nicht vorbei!
Seit 31.10.2020 gibt es das Mini-Album bei der Band selbst zu bestellen.

[Adrian]

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