Montag, 30. Januar 2017

Unerhört: Ben Blutzukker "Digital Blood"


Halten wir die Einleitung heute mal kurz. Der Bandname der vorliegenden Kapelle lautet BEN BLUTZUKKER und das Plattencover sieht aus als habe man mit Mario Paint versucht das "Appetite For Destruction" Artwork abzumalen - soweit so schlecht. Dennoch wollen wir unvoreingenommen bleiben. und "Analog Blood" eine faire Chance geben.

Allerdings zeigt bereits der Opener 'Walpurgisnacht' die Limitierungen dieser EP auf. Sowohl die Riffs als auch das Drumming sind ziemlich plumpes Mid-Tempo-Gestampfe, das mit rauen, englisch-sprachigen Vocals versetzt worden ist, die wiederum ungelenk ins Mikro gepresst wurden. Der zweite Track 'From Hell' ist kaum besser, aber erinnert mit einem dezenten Thrash-Einschlag und etwas böserer Gesangsfarbe an Tom Angelripper - was allerdings soll dieses synthetische Getröte in der Liedmitte (soll das ein Solo sein?). Rasant geht es mit 'Digital Blood' weiter und hier haut Blutzukker einige Passagen heraus, die man durchaus als Extreme Metal adeln könnte, wenn das Mastermind nicht in den unpassendsten Momenten die Bremse reinhauen würde, um uns mit simplen Riff-Folgen und einfallslosem Füllmaterial zu belästigen. Der Rauswerfer 'Red' versucht dann zu guter Letzt noch mit ein wenig Black-Metal-Gitarren und Blast-Beats in dieses Potpourri einzubinden. Kann man machen - und klingt tatsächlich auch an sich gar nicht mal so schlecht. Allerdings verhindern die drögen Vocals auch hier erfolgreich das Aufkommen jeder Stimmung. Nichtsdestotrotz ist der letzte Titel ziemlich mühelos das beste Stück der Scheibe. 

Weswegen das Album insgesamt auch gar nicht mal so miserabel ist wie das billige Design, der geschmacksneutrale Bandname und Sascha-Lobo-Gedächtnis-Iro vermuten lässt (ehrlich gesagt, ist das auch kaum möglich). Nichtsdestotrotz ist "Analog Blood" weit davon entfernt mir zu gefallen. Gerade die ersten beiden Songs weisen kein stringentes Konzept auf. Nicht selten führen hier einzelne Klangfolgen ins Leere und werden alles andere als song-dienlich aufgelöst. Auch wenn die zweite Hälfte besser klingt, werden die einzelnen guten Ansätze von unstimmigen Brüchen und dem auf Dauer anstrengenden Pressgesang zu Nichte gemacht. Ehrlicherweise, weiß ich nicht wem ich diese Scheibe empfehlen soll oder was das die Intention des Komponisten gewesen sein muss verschiedenste Genres so heterogen zu kreuzen. Zum Glück ist der Metal aber nicht sein einziges Standbein und so schreibt der Musiker selbst im Waschzettel dieser Scheibe: "BEN BLUTZUKKER beschränkt sich aber nicht nur auf das Musik machen. So hat er auch schon ein eBook geschrieben, ein Plattenlabel gegründet (und geschlossen), als Synchronsprecher gearbeitet, sich als Aushilfsmodell ablichten lassen oder auch als Statist einen Zombie in einem Splatterfilm gemimt."
Bei so vielen Talenten wird Herr B. in Zukunft hoffentlich eine sinnvollere Beschäftigung finden - denn Metal-Solo-Projekte sind nicht seine Stärke.

[Adrian]

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