Mittwoch, 24. Juni 2015

Interview: Zoheb Mahmud - Länderspezial Bangladesch (Part I)

Es gibt nicht oft Interviews bei uns. Aber wenn es Gespräche bei uns gibt, dann sind sie meist besonders lesenswert. Der vorliegende Dialog ist dieses Mal aber kein Interview mit einer Band oder einem Interpreten, sondern liefert Einblick in metallische Szene Bangladeschs. Ein Land, das vielen Menschen nur durch Armut, schlechten Arbeitsbedingungen und Flüchtlingen bekannt ist. Kaum ein Metaller im Westen erwartet hier eine alternative Szene, aber es gibt sie und sie ist aktiver den je! Grund genug sich mit einem Fachmann zu unterhalten. Zoheb Mahmud, Szene-Kenner und selbst Bengale, wird uns in zwei Teilen erklären, wie es ist Metalhead in Bangladesch zu sein und wie die kleine Community sich selbst organisiert.


Bitte stelle dich unseren Lesern vor. Erzähl uns etwas über Dich.

Zoheb: Ich bin Zoheb. Ein normaler Typ aus Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. Ich studiere BWL oder besser gesagt habe es studiert, da mein Studium seit zwei Jahren auf Eis liegt. Wie auch immer, in diesem Interview geht es ja um Musik und deswegen konzentriere ich mich lieber auf mein bescheidenes Engagement, vor allem im Bereich Metal. Musik hören nimmt einen großen Teil meines Alltags ein. Ich liebe Metal, Punk, Prog, Psych, Shoegaze, Alternative, Grunge, Folk (hauptsächlich die Folklore meiner Heimat) und andere Arten von Musik.
Mit ein paar Freunden habe ich eine Schwarzmetall Community gestartet: Venstas Diabolicus. Das Webzine ist ein Hauptbestandteil dieser Initiative. Das Zine betreiben wir seit Dezember 2013. Seit Kurzem haben wir uns auch die passende Domain dafür zulegt und betreiben es als Website auf Wordpress-Basis.
Außerdem bin ich Teil von Primitive Invocation. Eine Bewegung, die Konzerte und Festivals auf die Beine stellt. Fanzines herausgibt und Merchandise sowie Platten verkauft. Primitive Invocation organisiert auch das Banish the Posers Fest, das eines der wichtigsten Extreme Metal Festivals unseres Landes darstellt. Deneben richten wir aber auch einige Underground-Konzerte aus.  Die dritte Ausgabe des Banish the Posers Fest findet übrigens nächsten September statt and FUNERUS aus den USA wird es sogar headlinen.
Ich habe außerdem schon PR für einige Bands gemacht und innerhalb weniger Tage habe ich zusammen mit einem Freund eine Medien und PR Unternehmung  Vocal of Multinational Corporation (z.B. für FORESKIN) gestartet.

Wie bist Du zum Heavy Metal gekommen und was war dein erster Kontakt mit der Musik?

Zoheb: Ich glaube das war 2003 als ich zwölf war. METALLICAs “St. Anger”  und IRON MAIDENs “Dance of Death” wurden damals veröffentlicht. Diese beiden Alben waren aber nur der Anfang für mich.  Ich glaube ich mochte “St. Anger” damals gar nicht (lacht). Irgendwann habe ich begonnen mehr Bands zu entdecken und  habe auch in einigen der wenigen Läden CDs gekauft. Das waren so ziemlich alles Bootlegs, aber Originale zu bekommen, ist hier nicht so einfach.
Auch schon viel früher habe ich Bands wie SKID ROW und LINKIN PARK gehört, obwohl Letzteres ja eigentlich gar kein Metal ist, aber ich werte es als erste Schritte in dieser frühen Phase (lacht). 
Als ich vier, fünf Jahre alt war, habe ich auch mal eine Kassette von TWISTED SISTER gehört und weißt du was? Mir hat das damals gar nicht gefallen. Ich bin aber eigentlich auch heute noch kein Fan der Gruppe.

Welche metallische Subgenres gefallen dir eigentlich am Besten?

Zoheb: Black Metal, denke ich. Um genau zu sein ist die Mischung aus Black und Death Metal mein Favorit.

Wie ist die Szene in Bangladesch? Ist es eine wachsende Bewegung oder nur eine kleine hingebungsvolle Gruppe von Metallern?

Zoheb: Unsere Metalszene ist sehr klein verglichen mit Amerika oder Europa. Es gibt einige gute Bands hier, aber es fehlt an Zuhörern und Promotern sowie Veranstaltern. Außerdem  gibt es hier keine guten Labels, es mangelt auch an Szenelädem und wir bräuchten viel  mehr Leute, die Konzerte veranstalten.
WAVES: Anno 1996
Die Szene hier gibt es an sich seit über 30 Jahren, aber hat sich seit dem nicht sonderlich ausgebreitet. Die Bands der Neunziger konnten nur schwer das Erbe antreten, das ihnen Pioniere wie WAVES, ROCKSTRATA oder WARFAZE in Dhaka hinterlassen hatten. Es ist wirklich schade, aber viele hoffnungsvolle Bands mussten das Handtuch werfen, bevor sie überhaupt etwas raus bringen konnten.
Nach 2000 konnte man allerdings merken, dass sich etwas veränderte und das Mainstream Metal zum Bestandteil der damaligen Generation wurde. Allerdings hatten die wenigsten
WARFAZE
Bands dieser Zeit einen fest definierten Metal-Stil. Sie mixten Prog Rock, Nu Metal,  Alternative oder auch akustische Lieder miteinander. Ich meine, sie gingen stilistisch in unterschiedliche Richtungen und das zur gleichen Zeit.
Seit 2010  hat sich jedoch eine Menge getan und eine echte Metal-Atmosphäre kommt hier auf. Heutzutage besteht die Möglichkeit, dass Metal aus Bangladesch in Übersee ankommt. Gruppen von hier nehmen an namenhaften Konzerten und Festivals teil und veröffentlichen Platten auf ausländischen Labels, wodurch auch ausländische Medien und Zines beginnen Acts aus Bangladesch eine Plattform zu bieten. Und am wichtigsten ist, dass einige wenige internationale Gruppen hier bereits Halt gemacht haben. IMPIETY, zum Beispiel, sind vergangenes Jahr auf dem Banish the Posers Fest aufgetreten.  Ebenfalls wichtig ist auch, dass die Metaller hier beginnen Merchandise und  Platten von internationalen Bands zu kaufen. Während in den Jahren zuvor die Leute  nur Fanartikel und Tonträger von lokalen Gruppen erworben haben und Merch von internationalen Bands sehr rar gewesen ist.

Im Grunde ist es aber ziemlich schwer für Bands am Ball zu bleiben. Man verdient  kein Geld mit der Musik, auch auch wenn die Begeisterung und Hingabe, groß sind, um diese extreme Form der Kunst weiterzuführen. 

Welche heimischen Metal-Bands sind denn gerade populär und welche würdest du uns empfehlen?

Zoheb: Populäre Gruppen sind: ARTCELL, WARFAZE, CRYPTIC FATE, ROCKSTRATA, POWERSURGE, MECHANIX, STENTORIAN etc. Komisch ist allerdings schon, dass sie nur hier bekannt und ihre Musik im Ausland kaum
ETERNAL ARMAGEDDON
Gehör findet.
Ein paar Acts aus dem Underground wiederum finden dafür schon etwas Aufmerksamkeit auch in anderen Ländern und richten auch den Fokus stärker auf hemische wie auch internationale Hörer.
Empfehlen würde ich persönlich (und ich kann hier auch nur für mich selbst sprechen -  Geschmäcker sind ja verschieden): ORATOR (Death Thrash), EMMACHINED (Thrash Metal), NAFARMAAN (Blackened Death Metal), ETERNAL  ARMAGEDDON (Black Thrash), MORBIDITY (Death Metal), WARHOUND, (Death Metal) TYAGRA (Heavy Metal), ABOMINABLE CARNIVORE (Blackened Death Metal), NECROLEPSY (Brutal Death Metal), etc.
Von den Bands, die zur Zeit inaktiv sind, würde ich BARZAK und BLOODLUST  jedem ans Herz legen und von den bekannteren Truppen würe ich CRYPTIC FATE (vor allem die ersten beiden Veröffentlichungen), ROCKSTRATA (erstes Album), WARFAZE und ARTCELL (auch wenn das nicht durchweg Metal ist) empfehlen.
Sorry, Ich glaube ich eine Menge meiner Favoriten vergessen.

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[Adrian]

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