Freitag, 15. Mai 2015

CD-Review: Lebenswinter "Carved In Wood And Stone"

Im Westerwald pfeift der Wind laut einem Volkslied kalt über dessen Höhen und auch wenn dieser Marsch, der hauptsächlich von Soldaten gesungen wird, bereits ein paar Jahre auf dem Buckel hat, stimmt dieser Ausspruch noch immer, denn mit CHAOS INVOCATION, WEIRD FATE oder auch PORTA NIGRA, gibt es gleich mehrere Schwarzmetallkapellen aus dieser Region, die auch heute noch für frostige Atmosphäre, in dieser kargen Landschaft sorgen. Seit wenigen Jahren mischt auch das Trümmerkommando von LEBENSWINTER in der dortigen Extreme-Metal-Szene mit und liefert uns mit "Carved IN Wood And Stone" bereits das zweite Album ab, das erneut im DIY-Style selbst aufgenommen und produziert wurde.
Seit dem ersten Demo-Tape und dem Debütalbum hat sich aber einiges getan. Die Fähigkeiten der Herren Songs abzumischen und zu inszenieren hat sich
enorm verbessert (auch wenn sie natürlich nicht mit der professionellen Arbeit in einem größeren Studio zu vergleichen ist). Zum Glück macht das Quartett rohen Black Metal und da ist eine zu perfekte und ausdifferenzierte Produktion eher verzichtbar beziehungsweise schadet der Credibility. Eine weitere Baustelle, die sich stark verbessern kann ist der Gesang von Fronter Asterion, dessen Screams mehr Volumen haben und wesentlich aggressiver klingen als noch in den Anfangstagen der Band. Am meisten fällt allerdings auf, dass Saitenhexer Amarok eine Menge in sein Gitarrenspiel investiert hat und inzwischen mit tollen Kabinettstückchen wie in 'Pathways' aufwarten kann. Daneben gibt es hier endlich ein menschliches Schlagzeugspiel, das das Gesamtprodukt deutlich aufwertet, auch wenn der im Booklet vermerkte Drummer Irrwysch zwischenzeitlich schon wieder ersetzt wurde. Verbesserungen sind also an allen Fronten zu beobachten, aber wie steht es eigentlich um das Song-Writing? Besitzer der letzten Platte werden sich erinnern, dass es beim Vorgänger "Ohnmacht" einige schwer unharmonische Ausreißer gab, die zum Glück auf der neuen LP vermieden worden sind. Dafür gibt es mit 'Das Untier' oder 'Abzess' einige grandiose Songs, die mit interessanten Spannungsaufbau und abwechslungsreichem Riffing überzeugen können. Auch besondere Erwähnung verdient 'Vampiric Crusader' (nein, nicht weil der Songtitel so cheesy ist), sondern weil hier OBSCURE-INFINITY-Sänger Jules Gast-Vocals beigesteuert hat. Leider wurden seine Grunts etwas zu stark in den Hintergrund gemischt, denn während Asterion (der zufälligerweise auch den Mix gemacht hat, hüstel...) omnipräsent ist, wirken die Growls von Jules eher wie ein hintergründiger Subwoofer. Nichtsdestotrotz geht auch dieser Song richtig gut runter und im direkten Anschluss wird mit 'Wanderer' einen ebenso hochwertiger Track nachgereicht, der dieser Scheibe zu einem würdigen und epischen Ende verhilft
.
Insgesamt haben die Jungs aus dem Westerwald einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht und präsentieren sich als gereifte Band, die sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken muss. LEBENSWINTER kann stolz auf "Carved In Wood And Stone" sein und wird in der Szene sicherlich einiges an Lorbeeren einheimsen. Auch wenn ich persönlich finde, dass man sich bei der Benennung der Songs etwas klischeefreier hätte verhalten könnte und nicht unbedingt Galle auf den Deibel schütten muss oder Vampire als Kreuzritter einstellen sollte (was ohnehin zu allergischen Problemen im Arbeitsalltag führen würde), ist das doch nur eine kleine Randbemerkung für eine ansonsten starke LP. Deswegen: greift schnell zu! Mit 300 CDs ist dieser Tonträger streng limitiert.
Ab 30. Mai darf via Northern Fog Records zugeschlagen werden und wer nett fragt, kriegt es vorab auch schon über die Band selbst.

8 von 10 Punkten

[Adrian]

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