Freitag, 30. Januar 2015

CD-Review: Nailgun Massacre "Boned, Boxed and Buried"


Die Niederlande haben eine wunderbare Extreme-Metal-Szene, das sollte sich in den letzten 25 Jahren herumgesprochen haben. Mit legendären Acts wie ASPHYX, GOREFEST, GOD DETHRONED oder auch THANATOS im Old-School-Death-Sektor oder heftigen Grindern á la CLITEATER, ROMPEPROP oder RECTAL SMEGA hat sich dieser mitteleuropäische Staat zu einem der wichtigsten Zentren extremer Musik überhaupt gemausert. Es versteht sich von selbst, dass das Land der Tulpen auch beim Death-Metal-Revival kräftig mitmischt. Hier haben sich neben FUNERAL WHORE und BODYFARM vor allem NAILGUN MASSACRE ihre Sporen verdient. Letzterer Act legt mit "Boned, Boxed and Buried" gerade sein neustes Album vor, das bereits den zweiten Streich der Südholländer darstellt.
Auch wer die Band bisher nicht gekannt hat, kennt unter Umständen trotzdem ihren Gitarristen Bonesaw. Dieser ist nämlich in Sachen Todesblei ein Hans Dampf in allen Gassen. Insgesamt kommt dieser auf drei weitere aktive Bands (namentlich: XENOMORPH, SOULBURN und GRAND SUPREME BLOODCOURT) und zwei ehemalige Engagements bei ABSCESS und EJACULATE.
Musikalisch fällt der Fünfer durch seine Räudigkeit aus dem Rahmen. Die von Vocals von Fronter Corpsechucker erinnern (zum Teil) zwar an John Tardy und Martin Van Drunnen, aber erscheinen beim näheren Blick um einige Spuren roher und verkommener zu sein als es bei den Referenzen der Fall ist (auf die Spitze getrieben kann man das bei beispielsweise 'Nailgun Messiah' oder beim grenzdebilen 'Casket Full Of Fun' wiederfinden). Die Riffs sind groovy und rocken recht einfach mit einer Menge Querverweise zu OBITUARY vor sich hin ('The Doctor And The Beast' erinnert leicht an 'Chopped In Half'), in Verbindung mit den – im Verlauf des Albums immer verrückter werdenden - Vocals erinnert diese Melange aus Wahnsinn und Morbidität immer mehr an das spanische Irrenhaus GRUESOME STUFF RELISH, die sich ja auch durch einen ziemlich eigenwilligen Gesangsstil auszeichnen. Der Gesang ist auch hier definitiv der Knackpunkt. Entweder steht man total auf diese verrückten Grunzanfälle oder man drückt es mit einem Kopfschütteln verständnislos weg. Instrumental fällt das Nagelpistolen Gemetzel nicht so sehr aus dem Rahmen, aber auch mir stößt der eigenwillige Stimmeinsatz etwas sauer auf. In 'Lover Me Down' verstehe ich zum Beispiel nicht so recht, was dieser growlende Sprechgesang bewirken soll. Ich finde es ja eigentlich cool, wenn Sänger sich bemühen ihre Grunts etwas zu variieren, aber hier wird ab und zu meine Toleranz etwas zu sehr stark auf die Probe gestellt. Es gibt zwar auch genug konventionellere Songs wie 'Where's The Head' oder den Titeltrack, aber die bleiben hinterher nicht so sehr im Gedächtnis wie die abgedrehten Experimente.



Alles in allem ist "Boned, Boxed and Buried" ein - wie der Brite zu sagen pflegt - "Mixed Bag". Zwischen wunderbare Kompositionen, atmosphärische Passagen und treibende Beats mischt sich sehr oft der fade Beigeschmack der albernen Gesangsnarreteien. Für die starken Parts der Platte würde ich glatt neun Punkte zücken, während ich bei den negativen Aspekten eher zu einer Fünf greifen würde. Das ergibt im Durchschnitt sieben Punkte, auch wenn es der eigentlichen Qualität von NAILGUN MASSACRE nicht gerecht wird. Allerdings kann man nicht wegdiskutieren, dass die Scheibe durch das Gejaule am Mikro an manchen Stellen gewaltig nervt. Im Grunde muss aber hier jeder selbst wissen, ob er über das Vocal Massacre hinwegsehen kann oder vielleicht sogar gerade darauf abfährt. Geschmäcker sind eben verschieden.
Seit dem 10.01.2015 kann sich jeder Death-Metaller selbst bei Xtreem Music von der Tauglichkeit dieser Scheibe überzeugen.

7 von 10 Punkten

[Adrian]

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