Donnerstag, 3. Juni 2021

CD-Review: Nordic Raid "Rise Of The Northmen"

Man muss kein Musikwissenschaftler sein, um bereits am Namen und Logo von NORDIC RAID zu erkennen, dass es sich um Viking Metal handelt. Mit "Rise Of The Northmen" erschien bereits letzten Dezember ihr Debütalbum in Eigenregie, das man sechs Jahre nach Bandgründung durchaus als lang erwartet bezeichnen kann.Zuerst wie immer die Eckdaten: wir haben es hier mit neun Titeln zu tun, die sich auf etwa 46 Minuten Spielzeit verteilen. Die Song-Titel und Lyrics sind in Englisch

gehalten, was im deutschen Pagan Metal mittlerweile fast schon heraussticht, wenn man bedenkt wie viele Kapellen auf Deutsch singen (wie zum Beispiel auch meine eigene Band
BLAKYLLE). Musikalisch erinnern mich die Schleswig-Holsteiner wirklich sehr stark an AMON AMARTH. Rhythmik, Growls und Melodieführung greifen brutalst auf die Schweden zurück. Allerdings ist die Produktion nicht ganz so brachial und die Soundwand etwas kleiner als bei den Vorbildern ausgefallen. Nichtsdestotrotz kann man vor allem in der ersten Albumhälfte massive Querverweise zu Alben wie "Fate Of Norns" oder "With Oden On Our Side" ziehen. Dazu beschränkt man sich vor allem auf geradlinige, zwischen Mid- und Uptempo beheimatete Melodeath-Anleihen, die zwar gut runtergehen, aber etwas die eigene Identität vermissen lassen. 'As Pagans We Are Born' wiederum ist ein sehr ordentliches Ausrufezeichen geworden, dass die Varianz ordentlich erhöht und mehr eigenen Charakter erkennen lässt. Dieser druckvolle und rasante Songs gehört zu meinen Favoriten der Platte, auch wegen dem Leitmotiv der Gitarre, das wirklich gut ins Ohr geht. 'Merciless Tides' zieht im letzten Drittel noch einmal das Tempo an und lässt die BPM-Anzahl dezent steigen. Allerdings fällt gerade hier auf, wie mechanisch das Drumming bei hohem Tempo klingt. Ich weiß, dass die Nordlichter einen "echten" Schlagzeuger besitzen, aber die Drum-Produktion klingt hier trotzdem etwas unnatürlich. Generell kann man nicht viel am Drumming meckern, aber beim siebten Titel stört mich einfach der Sound, was schade ist, da ich das Song-Writing hier eigentlich sehr mag. 



Über weite Strecken ist "Rise Of The Northmen" sehr episch und nistet sich dabei immer wieder im Midtempo-Mittelfeld ein. Das mag jetzt negativer klingen, als ich es ausdrücken möchte, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass hier noch mehr drin gewesen wäre. NORDIC RAID besteht aus guten Musikern - keine Frage. Auch dass ausladende und hymnenhafte Songs im Viking und Pagan Metal völlig in Ordnung sind, bestreite ich gar nicht. Jedoch kann es nie schaden bekannte Muster aufzubrechen und mit der Erwartungshaltung des Hörers zu spielen (natürlich nur in einem gewissen Rahmen). Eine etwas kleinere Verbeugung vor AMON AMARTH wäre dementsprechend auch in Ordnung gewesen. Als Abklatsch würde ich die Kieler aber auf keinen Fall bezeichnen - besonders weil man immer wieder Momente der Eigenständigkeit auch auf diesem Dreher findet, die insgesamt einfach nur prominenter hätten inszeniert werden müssen. 
Kurzum, NORDIC RAID ist eine Band mit Potenzial und wird, wenn die Jungs am Ball bleiben,  auch ihren Weg auch machen. Etwas mehr Mut zu Experimenten darf man sich aber in jedem Fall zutrauen.
Seit 21.12.2020 gibt es das Album bei der Band direkt zu erwerben.

7 von 10 Punkten

[Adrian] 

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