Samstag, 14. November 2020

CD-Review: Empyreal Sorrow "Præy"


Nach zuletzt recht viel Black Metal, wenden wir uns diese Woche mal wieder dem Death Metal zu. Genauer gesagt geht es um Melodic Death Metal und bevor ihr aufhört zu lesen - vergesst die schlimmen Mid-2000s Assoziationen, die das Thema Melo-Death mit sich bringt. Die Zeit der IN-FLAMES-Klone und Metalcore-Grenzgänger liegt zum Glück weitestgehend hinter uns . Gerade in den letzten Jahren gibt es dafür immer wieder spannende Debütanten in diesem Bereich. EMPYREAL SORROW sind ein solcher Neuling. Anfang 2019 hat man sich zusammengefunden und bereits zwei Singles veröffentlicht, die uns heiß machen sollen auf das erste Studioalbum "Præy", das diesen Monat erscheint.
"Melodic Death Metal" ist ein Terminus, der die Metal-Szene zwar schon fast ein Vierteljahrhundert begleitet, aber das perfekte Mischungsverhältnis aus Brutalität

und Melodie bleibt nach wie vor umstritten. Persönlich mag ich es lieber, wenn man versucht bei aller Eingängigkeit nicht zu vergessen, dass es sich immer noch um ein Death Metal Sub-Genre handelt. EMPYREAL SORROW gelingt es in diesem Zusammenhang von Anfang an explizit klar zu machen, dass sie vorrangig auf die Schnauze hauen wollen. Der Opener '
Præy To Sorrow' thrasht, groovt und kombiniert diesen rasanten Mix mit Vocals, die zwischen Growling und Screaming hin und her wechseln. In den meisten Titeln gibt es keine übermäßige bzw. zu prominente Verwendung cleaner Vocals (na ja, sehen wir mal von dem Gangshout-Chorus bei 'The Error Code' oder dem Rauswerfer 'A Night Without Armor' ab). Der Sound an sich wiederum besitzt eine omnipräsente Heaviness, die dem Album eine angenehm aggressive Grundstimmung verleiht. Gerade die erste Albumhälfte erinnert mich an eine Mischung aus KATAKLYSM (zu Zeiten von "Prevail") und NEAERA (für mich neben MISERY SPEAKS ohnehin eine der besten deutschen Melodic-Death-Metal-Bands aller Zeiten). Die Gitarren halten sich in bester Subgenre-Manier an keine Vorgaben. Sie implementieren Versatzstücke aus Black, Thrash, Death und Heavy Metal in die eigene Riffarbeit und stehen dabei auch auf den Schultern von Genre-Giganten wie FEAR MY THOUGHTS oder THE BLACK DAHLIA MURDER. Trotzdem kann man den Süddeutschen auch eine gewisse Eigenständigkeit zugestehen, denn so richtig passt keiner der genannten Paten zu 100%. Natürlich wird das Rad hier nicht völlig neu erfunden (was in diesem Genre auch nicht mehr möglich sein wird), aber man denkt so viele bekannte Klangmuster neu, dass sich dieses Album definitiv seinen Platz in jeder Aufzählung der besten Melodic-Death-Metal-Alben des Jahres verdienen sollte.

Alles in allem kann man sich "Præy" bedenkenlos in die heimische Sammlung holen, wenn man auch nur mit einer der oben genannten Referenzbands etwas anfangen kann. EMPYREAL SORROW ist zum Glück nicht eine der 50.000 gesichtslosen deutschen Melodeath-Bands, deren einzige Intention es ist wie CALIBAN zu klingen und vor 40 Freunden im lokalen JUZ aufzutreten. Diese Herren nehmen sich und ihre Musik ernst und haben kein Problem damit auch den Härtegrad häufiger in extremere Gefilde zu verschieben. Die etwas mehr als 38 Minuten Spielzeit verteilt auf zehn Titel bilden definitiv eine der spannendsten Neuerscheinungen in diesem Winter, die man im deutschen Melodeath-Untergrund finden kann.
Ab 20.11.2020 gibt es die Platte bei Band selbst zu erwerben.

8 von 10 Punkten  

[Adrian]
 

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