Montag, 10. Oktober 2016

Live-Review: Path Of Death V im M8 Live Club Mainz

Bereits zum fünften Mal ist der M8 Live Club in Mainz zum Schauplatz für das Path Of Death geworden, eine Death-Metal-Konzertreihe, die einmal im Jahr den extremen Metal-Untergrund aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet und darüberhinaus in die beschauliche Domstadt am Rhein lockt. In diesem Jahr ist das Line-Up besonders lecker, auch wenn man einen Tag vor dem Beginn einen bittere Absage hinnehmen muss.

Into Coffin (Foto: Adrian)
Die Hellenen von DEAD CONGREGATION müssen noch am Freitag vor dem geplanten Auftritt leider ihre Teilnahme absagen, da in Griechenland die Fluglotsen streiken wollen und der Flugverkehr zwischen dem östlichen Mittelmeer und dem Rest der Welt zum Erliegen kommen wird. Trotz der kurzfristigen Entwicklung schaffen es die Organisatoren noch einen Ersatz zu organisieren. INTO COFFIN springen spontan ein, aber natürlich nicht als Headliner sondern als Opener, wodurch der Rest des Billings um einen Slot nach oben rutscht. In Anbetracht dieser Verschiebung senken die Veranstalter den Ticketpreis an der Abendkasse und erstatten den Besitzern von Vorverkaufskarten auf Wunsch einen Teil des Kaufpreises. Bereits kurz nach halb sechs am Abend versammeln sich die ersten Besucher, um pünktlich die erste Band zu begrüßen.
Die Nachrücker aus Marburg liefern eine souveräne Show ab, die vor allem von der selbst-kreierten Atmosphäre lebt. Es ist finster im Saal. Die Hauptlichtquelle sind zwei Kerzenständer auf der Bühne und der Raum ist erfüllt von Weihrauch. Das Trio auf Stage spielt eine tonnenschwere Mischung aus Death Metal, Doom und einer okkulter Schwärze. Die beiden Saitenquäler spielen den Gig auf eine sehr eigentümliche Weise. Sie schauen nicht das Publikum an, sondern stehen seitlich zu den Zuschauern und schreien sich gegenseitig an - mal grollend, mal kreischend. Die Musik ist zäh und wabernd wie Lava - und ähnlich wie ein Vulkan gibt es auch hier immer wieder Ausbrüche. Eine gute Einstimmung, die aber nicht Jedermanns Sache ist, denn die Auslastung des Konzertsaals ist noch überschaubar.
Deutlich voller ist es bei HORRESQUE - es ist der erste Auftritt der Black-
Horresque (Foto: Adrian)
Deather aus dem Limburger Kalkwerk, die unter anderem aus zwei ehemaligen Mitgliedern von ERASERHEAD bestehen und deren erste Demo gerade erschienen ist. Musikalisch ist man äußerst düster unterwegs und mischt die todesmetallische Grundierung immer wieder mit vielen schwarzen Tupfern. Inbrünstige Growls und kreischende Schreie begleitet von trümmernden Drums und ratternden Riffs - hier kommt man als Metal-Extremist auf seine Kosten. Die Fans sehen es genauso und sorgen für einen amtlichen Applaus am Ende der Show.
Danach kommt das Kontrastprogramm. ISLAY ist zwar auch eine Death-Metal-Band, aber wirklich Ernst nimmt man sich deswegen nicht. Frontmann Chicken albert in einer Tour zwischen den Songs herum. So zeigt und kommentiert er offen seinen Bierbauch, kann keinen Song auf der Setlist entziffern und kämpft den halben Gig über mit einem Kabelbruch. Den Spaß lässt er sich aber zu keinem Zeitpunkt verderben und hat in jeder Lebenssituation einen lockeren Spruch auf den Lippen. Musikalisch legt man sich wiederum nicht besonders fest und mischt Old-School, New School und Groove Death Metal miteinander und spielt ein flottes Brett. Wie auch schon der Opener spaltet sich hier die Menge und viele nutzen den Auftritt für eine Zigarette.
ISLAY (Foto: Adrian)
Danach wird es international in Mainz. HUMILIATION aus Malaysia ist gerade in
Humiliation (Foto: Adrian)
Europa unterwegs und macht dabei auch am Rhein halt. Die Asiaten sind große BOLT THROWER Fans und das hört man nicht nur während des Covers der genannten Referenz. Wie eine Panzerhaubitze überrollt das Abrisskommando das M8 und Sänger Bear-Bee holt stimmlich einiges aus sich heraus, während er über die Bühne fegt. Das Publikum ist zuerst interessiert und im Verlauf des Gigs schwer-begeistert. Die Mission Path Of Death erledigt man bravurös und beweist, dass auch in Südost-Asien ein kraftvoller Todesstahl gespielt wird.
Die zweite ausländische Band des Abends kommt aus Spanien - Die FDA-Rekotz-Truppe DECAPITATED CHRIST hatte mich mit ihrem letzten Album ("Arcane Impurity Ceremonies") nicht vollends überzeugen können, auf der Bühne allerdings sind sie ein richtiger Wellenbrecher. Sie spielen ebenfalls einen Tribut für BOLT THROWER und sorgen auch sonst für eine Extra-Portion Gewalt. Gitarrist Ghorth übernimmt die Ansagen, weil er die entsprechenden Deutschkenntnisse besitzt - wodurch ein guter Draht zum Publikum gewährleistet ist. Vor allem in den ersten
Decapitated Christ (Foto: Adrian)
Reihen werden einige Birnen geschwungen von Besuchern, die teilweise nicht mehr ganz so viel Kontrolle über ihre Bewegungen haben, wodurch es zu ein wenig Stress zwischen einzelnen Zuschauern kommt. Dieser ist aber schnell beigelegt beziehungsweise wird schnell geregelt. Insgesamt ein ordentlicher Auftritt.
Sulphur Aeon (Foto: Aeon)
Den Abschluss bilden nach der eingangs erwähnten Absage der Griechen die Aquanautik-Deather von SULPHUR AEON. Die Umbaupause dauert auch aufgrund von ein paar Verschiebungen und technischen Problemen länger als gedacht und erst mit 20 Minuten Verspätung erklingt das Intro der Nordrhein-Westfalen. Das Bühnenbild ist opulent und die Dramaturgie wie immer episch - einzig der Sound passt heute nicht so ganz. Es fehlt der Druck. Während man sonst von einer Riffwand umgehauen wird, wirkt ihr Todesstahl heute etwas lasch. Schade, aber die Aura, die die Herren erzeugen, ist dennoch immer ein Besuch Wert. Die Reise nach Mainz war aber in jedem Fall ein Erfolg. Die Bands waren abwechslungsreich und das ganze Event ein nettes Get-Together mit vielen alten Bekannten. Da freut man sich schon jetzt aufs nächste Jahr. 

[Adrian]

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