Sonntag, 13. Dezember 2015

Revisited-Review: Death "Human"

Außer der Reihe gibt es heute einen weiteren Teil aus unserem Throwback-Dossier rund um das Schaffen von Chuck Schuldiner und DEATH. Der Grund ist für Eingeweihte offensichtlich. Der 13. Dezember ist der Todestag von Evil Chuck - logisch, dass wir das nicht ignorieren können. Deswegen bekommt ihr den Rückblick auf das 1991er Album "Human" bereits heute zu lesen. Spätestens hier beginnt die progressive Phase der Band und ist den engen Grenzen des ursprünglichen Stils entwachsen, bleibt aber immer tief im Extreme Metal verwurzelt. Aber nun genug der Vorrede, hier unser Review zur Platte aus dem Dezember 2011.

Gerade einmal 18 Monate waren vergangen und trotzdem hatte sich im Hause DEATH einiges verändert und wie immer war die einzige Konstante der Bandchef Chuck Schuldiner. Nachdem die Meuterer um Andrews und Butler gehen durften, holte Chuck den äußerst begabten Saitenhexer Steve DiGiorgio in die Band, der ihm bereits bei den Bass-Aufnahmen zu "Scream Bloody Gore" unter
die Arme gegriffen hatte. Bei "Human" durfte DiGiorgio den Posten am Bass hauptberuflich übernehmen (zumindest für die Zeit im Studio). Für den Job am Schlagzeug wurde Sean Reinert engagiert, während Paul Masvidal an der zweiten Gitarre eingesetzt wurde. Masvidal und Reinert sollten übrigens mit ihrer eigenen Band CYNIC einen ähnlichen stilistischen Werdegang durchlaufen wie seiner Zeit DEATH (beide Bands starteten in den 80ern mit Death-Thrash und wurden in den Neunzigern immer progressiver). Die gefundene Aufstellung war in jedem Fall perfekt, um ein Album wie "Human" einzuspielen, denn hier waren vier junge, talentierte Musiker am Werk. Dass das Ergebnis logischerweise genial werden würde, überrascht da im Nachhinein wohl niemanden.
Selten zuvor und selten danach gelang es einer Band so progressiv und technisch zu sein, ohne dabei die Song-Dienlichkeit und die todesmetallische Grundstimmung zu vergessen. Allein der Anfang des Albums lässt schon Großes erahnen. Fies wummert der Bass vor sich hin, während sich klare und singende Gitarren eine Riff-Schlacht nach der anderen liefern. Das Schlagzeugspiel ist exakt und gewaltig, sowie es für eine Death-Metal-Band gehört. Thematisch bleibt man nur noch gelegentlich den Szene-Standards treu. Immerhin hält noch 'Suicide Machine' die Fahne der morbiden Spielkunst hoch. Bei den meisten anderen Titeln wird Schuldiner geradezu zum Philosoph und setzt sich mit Gott und der Welt auseinander. Allerdings finden sich auch dort jede Menge  martialische Sozialkritik ('Lack Of Comprehension' oder 'Together As One') und persönliche Erfahrungen ('See Through Dreams') wieder. 
Das mit Abstand verrückteste Stück ist aber 'Cosmic Sea' (es erinnert nicht nur vom Namen her an NOCTURNUS), das ohne Vocals auskommt und dafür den freien Raum für ein ultra-technisches Riffing nutzt, Ein logisches und in sich völlig stimmiges Lied, dass durch seine (mit Keyboards aufgepeppten) Atmosphäre den Hörer einfängt. Ähnlich einnehmend ist im Übrigen das gesamte Album. Keine Note ist hier falsch platziert und auszusetzen gibt es auch nichts. Es sei denn man ist von vornherein ein Feind von Progressivität und Technik, aber das bleibt Geschmackssache und kann kein Kritikpunkt sein. "Human" ist ein Album für offene Metal-Fans und Freunde intelligenter Unterhaltung und spaltet so (wie alle folgenden DEATH-Platten) die Szene, ebenso wie ihr Schöpfer. Dieser sollte aber das, was er von so manchem Individuum in seinem Umfeld hält, erst mit der nächsten Scheibe verarbeiten. 

[Adrian]

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