Dienstag, 3. September 2013

CD-Review: Thränenkind "The Elk"

Internetkrieger und die selbsternannte Black-Metal-Elite des WWW ist ein wenig wie Mephisto aus Goethes Faust. Denn sie erinnern durchaus an dessen Zitat "Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft". Ohne sich dessen vielleicht bewusst zu sein, unterstützen sie nämlich (ihrer Meinung nach) "schwule" Bands durch die ständige Erwähnung des Bandnamens und das Verbreiten von Gerüchten über diese Truppen. Die Kapelle, die seit einiger Zeit im Fadenkreuz so vieler Berufshetzer ist, hört auf den klangvollen Namen THRÄNENKIND.
Zugegeben der Name klingt im ersten Augenblick tatsächlich etwas irreführend und weckt Assoziationen mit gotischen Gewächsen wie SCHWARZER ENGEL oder EDEN WEINT IM GRAB. Jedoch handelt es sich bei dem vorliegenden Longplayer "The Elk" keineswegs um ein weinerliches Gothic-Machwerk, sondern bietet 58 Minuten ernstzunehmende Post-Rock- und Black-Doom-Kost. Die Riffs von Multi-Instrumentalist Nathanael sind zum Teil sehr sensibel und melodiös, werden aber auch immer durch die harschen Schreie von Sänger Nils konterkariert. Das bieten andere Post-Bands zwar auch, aber hier hat man dennoch das Gefühl etwas Eigenständiges zu hören. Gerade der Downtempo-Charakter der Platte gibt sich vielmehr der Melancholie hin als es beispielsweise französische Genre-Kollegen tun. 
Dass man dieser Band unterstellt, dass sie zu soft oder poppig klingt ist ein Vorwurf, der dahingehend hinfällig ist, da man hier nicht mehr der Erwartungshaltung heran gehen sollte, den krassesten Depressive Black Metal unter der Sonne geboten zu bekommen. Es ist im engsten Sinne auch gar nicht mal Schwarzmetall (was Vokalist Nils selbst auch bereitwillig zugibt), sondern viel mehr eine extreme Form von Post Rock, die auf Schreie und zum Teil sehr schnelle Beats setzt. Von dieser Warte aus betrachtet ist dieses Machwerk tatsächlich ein wunderschöner Soundtrack für die heimische Anlage, die man sich vor allem in tristen Momenten gut anhören kann. Weite Strecken der Songs verzichten auf Gesang und nutzen wie 'Forest Pt. I (The Veil)' einfach Sprach-Samples, um das musikalische Gerüst zu begleiten.
"The Elk" ist ein insgesamt ambientes und intensives Album, dessen Konzept sich wie ein roter Faden durch die gesamte Track-List zieht. Das mag nun den eigenen Geschmack treffen oder einfach vollkommen daran vorbei gehen. Die Anfeindungen, die der Band entgegen gebracht werden, dass sie schlechte Musiker ohne Talent seien, können objektiv betrachtet nicht so stehen gelassen werden. Natürlich gibt es derzeit viele Bands, die Post Metal spielen, trotzdem muss man immer die individuellen Fähigkeiten im Auge behalten. So ist auch das einzige Manko, was ich entdecken kann die Tatsache, dass die Vocals teilweise zu sehr „geshoutet“ werden, was sich in manchen Passagen nicht mit dem instrumentalen Rest verbinden will (Teile von 'This Story Of Permamence' sind da als ein Beispiel zu nennen).

Jedoch ist das nur ein kleiner Kritikpunkt, der den Gesamteindruck von THRÄNENKIND nicht wirklich verschlechtert. Die Ausrichtung des deutschen Nord-Süd-Projekts ist (wie gesagt) sicherlich von individuellen Präferenzen abhängig, aber die Musiker verdienen keinen Shitstorm wie er in den letzten Wochen niedergegangen ist. Ironischerweise hätte ich ohne diesen aber auch nie von der Gruppe gehört, womit sich wieder einmal der alte Wahlspruch bewahrheitet, dass auch schlechte Publicity eine Form von Publicity ist. Bevor ihr euch also an den Hasstiraden gegen die Jungs beteiligt, hört erst einmal rein und macht euch ein eigenes Bild. Ich bin persönlich bin äußerst positiv überrascht.
Erschienen ist dieser Elch übrigens am 23.08.2013 über Lifeforce Records.

8 von 10 Punkten
 

[Adrian]    

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