Sonntag, 23. Dezember 2012

CD-Review: Sulphur Aeon


Mich würde wirklich mal interessieren, warum die größeren Magazine oder auch viele Fanzines auf diesen ganzen okkulten Krempel abfahren? Wenn es um Retro-Rock geht müssen es unbedingt die Hobby-Satanisten von THE DEVIL'S BLOOD sein, im Black Metal kommt man scheinbar nicht an den ach- so-bedeutungsschwangeren WATAIN vorbei und sogar im Old-School Death Metal pickt man sich SONNE ADAM, NECROS CHRISTOS und (seit kurzem) ALCHEMYST raus, weil die ja alle auch so wunderbar mystisch sind (obwohl es musikalisch eindeutig bessere Gruppen gibt). 

Sollte es denn nicht gerade im Death Metal noch Gruppen geben, die neue Thematiken einbringen können ohne die Bodenhaftung zu verlieren? Eines vorneweg: die gibt es und eine davon hört auf den Namen SULPHUR AEON.

Diese deutsche Death-Metal-Band (schön, dass man diese Bezeichnung in letzter Zeit immer häufiger verwenden kann) orientiert sich kaum an der alten schwedischen Schule und kümmert sich auch nicht viel um den Florida-Sound. Hauptsächlicher Einflussgeber scheint das Todesblei Osteuropas gewesen zu sein, das man großzügig mit einer Portion skandinavischer Moderne versehen hat. Plakativ gesagt: BEHEMOTH und VADER treffen auf EVOCATION. Dabei nimmt man sich aber aus beiden Welten das jeweils Beste heraus und kombiniert herrliche Gitarrenläufe und kernige Grunts mit schwarzer Erhabenheit (genannt sei in diesem Zusammenhang zum Beispiel 'From The Stars To The Sea'). Das stößt einem Old-School-Deather beim ersten Durchlauf schon etwas sauer auf und scheint erstmal zu glatt poliert zu sein, immerhin sind die oben genannten Referenzen schon lange massenkompatibel geworden. Nichtsdestotrotz wird auch der größte Purist nach einer Zeit bei Liedern wie 'Those Who Dwell In Stellar Void' schwach werden, da ihre singenden Gitarren einfach überzeugend gespielt werden (allein das Solo in 'Inexorable Spirits'!) und das Drumming präzise und druckvoll ist, Vor allem die Produktion macht hier den Unterschied, die sehr gut die Vielschichtigkeit des Sounds herausgearbeitet hat und sowohl der Brachialität wie auch der Melodie genug Raum einräumt.
Wenn wir über den Inhalt reden, kommen wir auf die Eingangs angesprochene Frage zurück, ob man bodenständig innovative Inhalte vermitteln kann und, wie bereits vorweg genommen, SULPGUR AEON können das. Schon das 'Cthullhu' betitelte Intro und selbiger Dämon auf dem Cover geben die Marschrichtung vor. Allerdings wird hier nicht platt eine H.P. Lovecraft-Geschichte heruntergebetet oder inflationär mit Anspielungen um sich geworfen. Vielmehr bleibt das Tentakelwesen unterschwellig präsent und  ist in ozeanorientierten Liedern wie 'Swallowed By The Ocean's Tide' oder 'Where Black Ships Sail' maximal erahnbar. 
Kurzum, wer auf BEHEMOTH und VADER steht, wird mit SULPHUR AEON seine Freude haben. Denn auch wenn "Swallowed by the Ocean's Tide" keine typische Old-School-Kost ist, bietet es aber besonders für Freunde des düsteren Klangkunst eine knappe Dreiviertel Stunde pralles Hörvergnügen. Erscheinen wird das Album am 11.01.2013 über FDA Rekotz.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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