Freitag, 1. Juli 2022

Reingehört: Dead Chasm s/t

 

Ich hatte mir eigentlich vor einiger Zeit vorgenommen gehabt Promos nicht all zu lange ungehört herumliegen zu lassen. Allerdings passiert es dann doch gelegentlich, dass die eine oder andere Platte auf meinem Plie Of Shame landet. DEAD CHASM ist genau so ein Fall. Die NorditalienerInnen haben bereits im März ihr selbst-betiteltes Debüt veröffentlicht und ich kam bisher nicht dazu mich näher damit zu befassen. Da allerdings die Vinyl-Version der Scheibe gerade erst vor einer Woche erschienen ist, nehme ich dies zum Anlass dem Death-Metal-Trio hier endlich eine Bühne zu bieten.Der eindeutigste Trend, den man in den letzten Jahren im Todesstahl erkennen konnte, ist die Hinwendung hin zu Lovecraft und seine Erzählungen. Die drei MusikantInnen von DEAD CHASM machen da keine Ausnahme und nehmen die kosmischen Horrorgeschichten des Amerikaners als grobe inhaltliche 
Grundlage für ihre erste Veröffentlichung. Die EP ist mit drei Eigenkompositionen, die es auf etwas mehr als 15 Minuten bringen recht kompakt gehalten, weswegen man wahrscheinlich auch das Portfolio um ein Cover von 'Slumber' erweitert hat (ein Lied der schwedischen Untergrundlegende NIRVANA 2002). Sound-Technisch macht man direkt einen sehr guten Ersteindruck, denn man kopiert weder den frühen Schwedentod Stockholms (abseits von der erwähnten Cover-Version natürlich) noch den bereits zu Tode zitierten Florida Death Metal der frühen 1990er Jahre. Ganz ohne Querverweise kommt aber auch dieses Kollektiv nicht aus - vor allem IMMOLATION lassen zu Anfang sehr grüßen. Die eigenen Lieder kommen des Weiteren tonnenschwer daher und drücken ordentlich. So sehr dass man sogar stellenweise von Doom Death Metal sprechen könnte. Allerdings weniger im alten KATATONIA-Sinne. Dafür ist man zu schnörkellos und rabiat. Ihre drei Songs wabern mehr und klingen dabei wie eine tonnenschwere Dampfwalze, die einen alten Friedhof planiert. Gerade das verwaschene Gitarrenmotiv in 'Spawned In Desolation' erinnert mich an eine Mischung aus alten OBSCURE INFINITY und stampfenden FUNEBRARUM-Riffs. Mix und Produktion sind urwüchsig und spiegeln exakt das wieder was Underground Death Metal liefern soll: ein fieses, unangenehmes Klangerlebnis, das niemanden kalt lässt, egal ob man die Musik nun mag oder nicht. Die stärkste Eigenkomposition ist in meinen Augen übrigens 'Left Unknown', die mit einer sehr atmosphärischen Einleitung aufwartet, die zwischen den klassischen Todesstahl-Ausbrüchen als Leitmotiv immer wieder aufgegriffen wird.   

Insgesamt weisen die eigenen Songs von DEAD CHASM eine Menge Potenzial auf. Jedoch müssen die drei SüdeuropäerInnen sich noch ein wenig freischwimmen, was die Eigenständigkeit angeht. Noch weist mir ihr Material einen Ticken zu wenig Individualität auf. 'Left Unknown' zeigt zwar, wie gesagt, dass sie auch anders können, aber da geht in meinen Augen noch mehr. Gerade die ersten beiden Songs greifen zu viele Genre-Standards auf. Ich bin dennoch gespannt, wie man sich auf Albumlänge schlagen wird. Das Fundament ist solide, jetzt muss man nur noch ewas markantes darauf errichten. Behaltet diese Kapelle also im Auge und holt euch den Release, wenn euch die oben erwähnten Bands zusagen.
Seit dem 08.03.2022 gibt es die CD und seit 24.06.2022 die Vinyl bei FDA Records.

[Adrian]   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen