Samstag, 25. Dezember 2021

CD-Review: Document 6 "Grindcoregasmaus"

DOCUMENT 6 sind bei uns ja so etwas wie Stammgäste. Die Aachener Krachband bemustert diesen Blog bereits seit ihrer ersten Scheibe "Das Vierte Reich". Nun sind fast zehn Jahre Bandhistorie ins Land gegangen und nach einigen Wechseln im Line-Up sowie einem stilistischen Shift weg von den Crust-Einflüssen hin zu purem Grindcore, ist dieses Jahr mit "Grindcoregasmus" das dritte Werk erschienen, dessen Titel mit dem Präfix "Grind" beginnt. 

Für alle, die mit DOCUMENT 6 bisher keinen Kontakt hatten, sei gesagt, dass es sich hier um keine dieser Pipi-Kacka-Grinder handelt, die entweder Pornographie oder exzessive Gewalt behandeln.

Die Nordrhein-Westfalen sind vor allem eine sozialkritische Kapelle, die von Genre-Vorreitern wie BRUTAL TRUTH und vor allem frühren NAPALM DEATH beeinflusst wurden. Natürlich ist nicht alles bitterernst worüber das Trio singt (siehe "Mana Mana"), aber im Vergleich zu anderen Alben von D6 geht es hier in fast jedem Titel Song um gesellschaftliche oder politische Themen. Tracks wie "Ausbeutung", "Mörderfleisch" oder auch "Protest" sprechen da eine eindeutige Sprache. Wie man es vom Genre her kennt, muss man aber schon ganz genau hinhören, denn die Shouts, Grunts und Growls sind natürlich nicht auf Anhieb zu verstehen. Allerdings kann man recht schnell heraushören, dass Klampfer Frank bei seinen Riffs gar nicht zu verbergen zu versucht, dass er hier eine ordentliche Schippe Death Metal beigemischt hat. Besonders gut gefällt mir dabei aber, dass die Gitarre mehr als andere Grind-Bands mit der Rhythmik und den Harmonien spielt und so es immer wieder schafft die Lieder von einander abzuheben, so dass man nicht das Gefühl hat eine trübe Ballersuppe auszulöffeln, bei der im Grunde jeder Song nach dem selben Schema aufgebaut ist. Bei 20 Titeln mit einer Laufzeit zwischen 70 und 150 Sekunden ist es schwer die Variabilität so stringent hoch zu halten, aber die Aachener schaffen es, dass jeder Track seinen eigenen Stempel aufgedrückt bekommt (und das bei einem Gaspedal das grundsätzlich durchgetreten wird).
Alles in allem ist auch "Grindcoregasmus" wieder ein starkes Old-School Grindcore-Album geworden, das sich nicht scheut seine Meinung zur Gesellschaft und Politik zu äußern. Natürlich ist diese Art von Musik nicht für jeden etwas. Auch wenn man Black und Death Metal gewohnt ist, macht es die noisig-punkige Note (die sich vor allem in den Vocals immer wieder niederschlägt) insbesondere Genre-Neueinsteigern schwer auf Anhieb mit DOCUMENT 6 warm zu werden. Wer jedoch die alten Earache-Zeiten feiert, EXTREME NOISE TERROR, DISCHARGE und TERRORIZER zu seinen Helden zählt, der kann hier bedenkenlos zu greifen. Wer übrigens noch mehr über die Band und die Platte erfahren möchte, dem kann ich die Folge 88 von Total Moshpod wärmstens ans Herz legen, wo die drei Herren zu Gast sind und jede Menge Hintergründe zu ihrer Musik liefern. Mehr bleibt mir an dieser Stelle auch nicht mehr zu sagen. Ich mache mir jetzt erst einmal ein Hansa Pils auf, 
besetze ein altes Fabrikgebäude und besprühe die Wände mit: "In Grind, We Trust!"
Seit 01.10.2021 bekommt ihr die CD bei der Truppe selbst - zum Beispiel auf Bandcamp.

8 von 10 Punkten

[Adrian]

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