Montag, 18. Oktober 2021

CD-Review: Senntus "Der Teufel Am Totenbett"

Melodic Black Metal. Eine der vielleicht schwierigsten Gratwanderungen, die man im Metal unternehmen kann. Einerseits besteht die Gefahr, dass man einfach nur Schwarzmetall mit angezogener Handbremse spielt, zum anderen muss man darauf achten, dass man sich nicht in klischeehaften Texten und gotischen Anleihen verliert. Der österreichische Musiker Udl nimmt diese Herausforderung an und liefert unter dem Banner SENNTUS sein bereits vierte Album ab, das auf den Namen "Der Teufel Am Totenbett" hört. Ob der Leobener in die genannten Fallen tritt oder einen ernstzunehmenden Genre-Bastard abliefert, wollen wir in der Folge gemeinsam herausfinden.


Seit nunmehr 10 Jahren betreibt Udl dieses Solo-Projekt und bringt es bei der aktuellen Scheibe auf etwas mehr als 40 Minuten Spielzeit, die sich auf acht Titel verteilt. Die Riffs sind generell eine Mischung aus modernem Melodeath und atmosphärischem Black Metal. Die Vocals werden zwar gescreamt, aber man kann sie dennoch leicht verstehen. Eine solche Melange lässt bei mir Erinnerungen wach werden an einige Viking und Pagan-Metal-Bands der späten 2000er - besonders die einleitenden Gitarren von 'Kettenkarusell' klingen wie die metallisierten Folk-Melodien genannter Vertreter. Hier allerdings findet man lyrisch keine heidnischen Skalden oder Wikinger Sagas - im Gegenteil: die Texte sind gar nicht so leicht zusammenzufassen. Mal geht es um Menschenopfer ('Moloch') und dann wieder

um die Sterblichkeit an sich (siehe Titeltrack). Die Art und Weise wie die Texte dargeboten und gestaltet sind, offenbaren einen so großen Hang zur Dramatik und Theatralik, dass man bei Metal-Archives diesem Projekt vielleicht auch deswegen eine gewisse Gothic-Note zugesteht. Denn anders als bei anderen extremen Bands, sind die Vocals hier nicht einfach nur ein weiteres Instrument, sondern sollen ganz bewusst kleine Geschichten erzählen. Ich sage es euch direkt. Darauf müsst ihr Bock haben. Denn auch wenn ich es generell langweilig finde, wenn Lyrics eine kurze Aneinanderreihung von Heavy Metal Bullshit-Bingo-Begriffen sind, so darf man es auch nicht zu textlastig und kompliziert werden lassen. 'Dornenkönig' ist ein gutes Beispiel dafür, wie man versucht im Stakkato-Beat möglichst viele Silben "abzuarbeiten". Wie gesagt, es ist Geschmackssache. Ich persönliche bevorzuge es, wenn man einen Teil der Handlung auch mit instrumentalen Passagen erzählt. Bei 'Die Taschen Voller Steine' paart sich die opulente Textfülle auch noch mit einem etwas überdosierten Gothic-Anteil, was den Song insgesamt zu weit aufbläht. Der Rauswerfer 'Wendigo' wiederum macht vieles besser, weil er auch Platz lässt für schnellere, schwärzere Passagen und gleichzeitig einen schönen Bogen spannt zum Opener 'Deine Asche', der uns ja bereits mit einem recht traditionellen Black-Metal-Brett gegrüßt hatte.


Ein Fazit zu "Der Teufel Am Totenbett" zu ziehen ist gar nicht so einfach. Denn SENNTUS macht in seinen harten, treibenden Momenten wirklich Spaß und erinnert an das Debütalbum von AKREA oder kann es auch fast mit einem Melo-Black-Schwergewicht wie AGATHODAIMON aufnehmen. Allerdings gibt es eben auch Punkte, die mich massiv stören. So ist, wie bereits gesagt, bei manchen Songs der Lyric-Sheet einfach zu lang und die gotische Brachialromantik etwas zu dick aufgetragen worden - die eingangserwähnten Fallstricke werden also nicht gänzlich ausgelassen. Nun aber mal Butter bei die Fische! Für wenn ist das Album eigentlich gedacht? Machen wir es kurz: ihr seid Puristen und wollt straighte, harte Lieder ohne Schnörkel, dann werdet ihr es hier schwer haben, aber wenn ihr MUNARHEIM und GEFRIERBRAND mögt, dann ist das hier euer Album. 
Seit 1.10.2021 ist das Album bei der Ein-Mann-Band direkt erhältlich.

6,5 von 10 Punkte


[Adrian] 

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