Dienstag, 28. September 2021

LP-Review: Unburial "Bellum Internecinum"

UNBURIAL ist eine Band, die dort heimisch ist, wo andere Urlaub machen. Die Mallorquiner kommen direkt aus Palma, aber haben nichts mit Ballermann zu tun, sondern ballern viel lieber im Extreme-Metal-Sinne. Ihr Debütalbum "Bellum Internecinum" wird Anfang Oktober bereits zehn Jahre alt und anlässlich dieses runden Geburtstags hat man sich selbst ein Geschenk gemacht - in Form einer Vinyl-Neuauflage.
Wie es der Name der Platte und die Tracklist vermuten lassen, beschäftigt sich die spanische Legion mit der Geschichte der römischen Antike. Abseits von EX DEO fallen mir spontan auch nicht wirklich viele Gruppen ein, die dieses Themenfeld ebenfalls beackern - meistens fühlen sich geschichtsliebende Metalheads dann doch mehr zu den langhaarigen Nordmännern mit Vollbart hingezogen. Da Mallorca allerdings selbst eine knapp 550 Jahre lange Epoche römischen Lebens vorweisen kann, ist es nicht unauthentisch, dass sich der Fünfer mit dieser Epoche auseinandersetzt. Im Gegensatz zu den genannten Kollegen aus Kanada ist der Death Metal der Inselbewohner übrigens deutlich angeschwärzter und verzichtet gänzlich auf symphonische Elemente. Sollte euch also die thematische Nähe zu Cäsar und Co stören, dann könnt ihr diesen Umstand recht unkompliziert ausblenden. Was allerdings stärker auffällt, ist das UNBURIAL von den ersten Vorzeichen des erstarkenden Old-School Death Metal beeinflusst wurden. Allerdings hat weniger der klassische HM2-Sound seinen Abdruck hinterlassen, sondern mehr der ursprüngliche (schwarze) Melodic Death Metal wie er von UNANIMATED
oder eben auch DISSECTION  gespielt wurde. Letztere werden auch mit einem kleinen Tribut bedacht und so covert man 'Where Dead Angels Lie'. Im Unterschied zu Nödtveidt zieht es Sänger Noé jedoch vor sehr tief zu growlen anstatt sich in Screams zu verlieren. Das geht natürlich auch und ist an sich auch ein schöner Kontrast zu den düster-singenden Gitarren. Auf Dauer wiederum ist das Gegrunze hier doch etwas eintönig und lässt eine gewisse Vielseitigkeit anderer Death-Metal-Tieftöner vermissen. Ein KO-Kriterium sind die Vocals dann aber auch wieder nicht. Denn die herrliche Gitarrenarbeit setzt genug Akzente, die dieses Album hörenswert machen. Vor allem der Black-Metal-Einschlag macht hier besonders viel Spaß. Die zweite Welle lässt grüßen. Das Drumming auf der anderen Seite erfüllt leider lediglich seinen Zweck. Gerade die dünn-produzierten Double-Bass-Beats berauben die Kompositionen ein stückweit ihrer Brutalität. Hier lässt man definitiv einige Punkte liegen. Das ist wirklich schade, denn mir gefallen die Anleihen aus dem Death und Black Metal der 90er Jahre wirklich sehr gut und mit knapp 48 Minuten hat man auch eine angenehme Länge gewählt. Denn die fünf bis sechseinhalb Minuten langen Songs lassen nur wenig Raum für Langeweile und nerven nicht mit Klangmotiven, die unnötig oft reproduziert oder ausgebreitet werden. Das Song-Writing ist auf den Punkt, aber die Umsetzung schafft es eben nicht in allen Belangen mitzuhalten.
Insgesamt ist "Bellum Internecinum" ein Album, das sowohl Black- als auch Death-Metal-Hörern gefallen kann, da es beide Sounds ausgewogen miteinander vereint. Die Vorbilder sind zwar klar erkennbar, aber man bringt auch genug Individualität mit, um die eigene Existenz zu legitimieren. UNBURIAL haben bei der Produktion, dem Mix und der Aufnahme zwar nicht alles richtig gemacht (besonders bezogen auf die Gesangslinien und das Schlagzeug), aber Fans der genannten Querverweise sollten sich dennoch die Zeit nehmen um hier ein Ohr zu riskieren. Abseits davon ist das Vinyl selbst sehr schön gestaltet. Neben der schwarzen beziehungsweise roten Schallplatte bekommt ihr nämlich auch noch ein Poster des Artworks sowie einen Beileger mit allen Texten. Kurzum, wer schon immer mehr Growls in seinem Melodic Black Metal haben wollte, ist hier genau richtig.
Seit 27.06.2021 gibt es die Platte, die auf 333 Stück limitiert ist, bei Suffer Productions.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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