Montag, 24. April 2017

Live-Review: Oberursel Metalnight mit Stagewar, Insulter und Ruby Riot

Acht Tage - sieben Gigs: STAGEWAR hatte sich für ihre Tour diesen April einiges vorgenommen. Denn neben fünf Gigs in Deutschland ging es letzte Woche für zwei Auftritte rüber nach Tschechien. Zum Ende der Tour allerdings hat man sich zurück in die Heimat begeben und in Oberursel zusammen mit INSULTER und RUBY RIOT das Café Portstrasse bespielt.
"Die PORTSTRASSE ist eine alte Jugendstilvilla mitten in Oberursel. Im Haus sind ein offener Jugendtreff, eine Musikhalle, ein Kino und die Kunstbühne unter einem Dach vereint", heißt es in der Selbstbeschreibung der Lokalität, die für das heutige Konzert ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Allerdings gilt "alte Jugendstilvilla" nur für das Äußere. Denn Innen ist das Café Portstrasse neuwertig und besser ausgestattet als viele andere (kleine) Venues (die Stadt Oberursel lässt sich scheinbar nicht lumpen). Der Konzertsaal ist mit einer großen Bühne, ordentlichen Lichtanlagen, einem semi-professionellen Soundbereich sowie einem bestuhlten Oberrang versehen worden. Die Vorzeichen für einen unterhaltsamen Konzertabend am Taunus sind entsprechend verheißungsvoll.
Ruby Riot (Foto: Adrian)
Den Reigen auf der Bühne eröffnet gegen halb acht RUBY RIOT aus dem benachbarten Bad Homburg. Der Fünfer ist nach eigener Aussage dort wo man sonst spielt normalerweise der härteste Act - heute sei das aber nicht so. Deswegen habe man auch auf die ruhigen Songs verzichtet und fährt (wie ich finde) ganz gut damit. Tracks wie 'Paradise' oder 'Free' hauen ordentlich rein und Frontfrau Miriam interagiert viel und gerne mit dem Publikum. Schlagzeuger Dustin (seit 2016 in der Band) allerdings scheint die meisten Fans im Publikum zu haben und bekommt sogar mitgebrachte Plakate gewidmet - was dazu führt, dass auch die Band Anekdoten über ihn auspackt. Die knapp 40 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug und hinterlassen einen sympathischen Eindruck, auch wenn die Band selbst anmerkt, dass man beim heutigen Thrash-Metal-Programm etwas aus dem Rahmen fällt.
Insulter (Foto:Adrian)
Diese Thematik greifen wiederum INSULTER umso deutlicher auf. Die Friedrichsdorfer (ebenfalls in der Region gelegen) dekorieren die Bühne mit einem großen Backdrop und einem umgedrehten Kreuz samt antichristlicher Insignien - was im Normalfall etwas klischeehaft wirkt, passt hier perfekt ins Bild. Denn INSULTER huldigt vor allem VENOM, (uralten) BATHORY und CELTIC FROST. Alcoholic Patrolator (Gitarrist und seit diesem Jahr auch Sänger der Truppe) sieht aus wie eine Mischung aus James Hetflied und Chronos (jeweils Anno 1980) und sorgt mit seiner Gene-Simmons-Gedächtniszunge für ordentlich Stimmung im Saal, auch wenn die Zuschauerschaft überschaubar ist. Basser Michi beweist jedoch Verständnis und freut sich über die Besucher, die es überhaupt hierher geschafft haben. Ob er beispielsweise selbst gekommen wäre, wenn er nicht spielen würde, lässt er scherzhaft offen. Allerdings befinden sich unter den Zuschauern einige Die-Hard-Fans, die sich direkt vor die Bühne stellen und jeden Song gehörig abfeiern. Egal ob die Bandhymne 'Insulter' oder das treibende 'Into Battle' - die Nacken werden bewegt und die Band quittiert es mit einer Menge Spielfreude und Engagement, die man bis zum finalen 'Satanic Bier' aufrecht hält. Diese Herren kann man sich einfach immer anschauen!
Ebenfalls bester Laune ist STAGEWAR. Auch wenn man wie eingangs erwähnt zuletzt fast täglich auf der Bühne stand, gibt man heute noch mal alles und legt
Stagewar (Foto: Adrian)
auch vor einem kleineren Publikum einen stürmischen Gig hin. So fliegt Frontmann Dominik gleich mehrfach die Mütze vom Schädel, während er sich zu Tracks wie 'Shell Shock' oder 'No Place To Go'  ausgiebig bewegt. Auch seine Kollegen stehen ihm in nichts nach, lassen die Matten kreisen und wirbeln immer wieder über die Bühne, während man ein hämmerndes Thrash-Brett nach dem anderen schruppt. Mit knapp 20 Titeln auf der Setlist hat man eine prall-gefüllte Auswahl des eigenen Liedguts dabei und verhindert vor allem mit kurzen, schnellen Songs das Langeweile aufkommt. Es kommt zwar auch keine ausgelassene Stimmung auf - was dem Wochentag und der Zuschauerdichte geschuldet ist - dennoch verlasse ich die Musikhalle mit einem Grinsen im Gesicht. Mit drei starken Bands für fünf Euro in einer hochwertigen Location kann man das Wochenende amtlich ausklingen lassen - schade ist nur, dass sich relativ wenige Szenegänger aus der Umgebung für den heutigen Abend erwärmen konnten, denn die Qualität der Kapellen hat definitiv gestimmt.

[Adrian]

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