Sonntag, 12. März 2017

Live-Review: Epicedium, The Hellevator und Misanthropic im M8, Mainz

Sich nach der Arbeit aufzuraffen, sich fertig zu machen und sich über eine Stunde in den Zug zu setzen ist nichts mehr für Jedermann. Die Menschen werden gemütlicher. Da ist es kein Wunder, dass im ohnehin nicht besonders schwermetallischen Mainz, um kurz vor 21 Uhr am M8 Live Club die Gäste noch überschaubar sind. Dabei spielen heute mit EPICEDIUM, THE HELLEVATOR und MISANTHROPIC gleich drei feste Metal-Größen des Rhein-Main-Gebiets in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt. Wie viele Besucher am Ende dann doch noch in die Mitternachtsgasse gekommen sind, haben wir für euch beobachtet.
Epicedium (Foto: Adrian)
Auch kurz nach neun Uhr ist noch nicht viel los. Logischerweise warten die Frankfurter von EPICEDIUM lieber noch einige Minuten, anstatt pünktlich um neun loszulegen.  Als man dann startet ist die Zuschauerschaft zwar immer noch klein, aber das können die fünf Musiker ohnehin nicht sehen, da ihnen die Strahler vor der Stage genau ins Gesicht scheinen. So sehen sie auch nicht, dass sich während des Gigs immer mehr zahlende Gäste in der kleinen Halle des Jugendkomplexes einfinden. Die Herren zocken wie immer ihr Set konzentriert runter und überzeugen vor allem mit ausgefallenem Riffing und stark-gespielten Soli. Mit 'Conspiracy With The Death' und 'Volkhoven In Fire' sind bekannte aber auch immer gern gehörte Tracks dabei, die der grollende Fronter Tommy inbrünstig vertont und die martialischen Songs gleichzeitig mit humoristischen Ansagen versieht. So gibt er an, dass 'Infested' von Drummer Rob's Darm handelt und verspricht sich wohl nicht ganz ungewollt als er den Track als 'Infisted' bezeichnet. Nach acht Songs ist dieser energievolle Brutal-Death-Auftakt auch schon wieder Geschichte und die Umbaupause bietet die Chance sich eine Kippe vor dem Schuppen zu gönnen.
THE HELLEVATOR spielt Melodic Death Metal - soweit so gut. Allerdings nutzen
The Hellevator (Foto: Adrian)
die Flörsheimer mehr als nur Versatzstücke von IN FLAMES und DARK TRANQUILITY. Immer wieder wagt man Ausflüge in brutalere Gefilde oder nutzt sogar das eine oder andere Black-Metal-Versatzstück. Titel wie '666' (der musikalische Beweis, dass man auch satanisch sein kann) oder das unsterbliche 'Bloodshed' sorgen bei mir persönlich für akutes Headbanging und auch ohne genaue Erklärung weiß jeder, was sich hinter dem Cover 'TT' verbirgt - den die Besucherschaft singt sofort mit und übernimmt gerne die Backing Vocals. Das Highlight des Gigs sind allerdings neben der Musik vor allem die Ansagen von Fronter Oli. Der Mitdreißiger sagt auch von sich selbst, dass zu viel redet (vor allem wenn das eine oder andere Bier im Spiel ist). Diese Eloquenz sorgt zwischen den Songs für beste Unterhaltung. Mit viel Selbstironie und lockeren Sprüchen zieht Oli seine Kollegen, die anderen Bands und natürlich auch sich selbst durch den Kakao. Allein deswegen lohnt sich der Konzertbesuch bei diesem Quartett. 
Zu guter Letzt schaffen es dann auch noch die groovenden Death-Metaller von MISANTHROPIC auf die Bühne und nehmen auch wie schon die anderen Bands zuvor daran Anstoß, wie alt welche Band heute ist. Ich fühle mich schuldig, die Musiker in meinem Event-Tipp an ihr Alter erinnert zu haben. Dabei wirkt keine Band heute irgendwie altersschwach und auch die Hausherren sind kein bisschen leise. Im Gegenteil, mit 'Warbringer' oder auch 'Made Of Glass' haben die Mainzer einige ordentliche Wellenbrecher im Angebot und packen mit 'Fears' und 'Priest' die ganz dicken Soundwände aus. Schade ist lediglich, dass nur sechs Songs zum Einsatz kommen und so bereits nach etwa 30 Minuten der Auftritt wieder vorbei ist. Dafür legt man eine Punktlandung hin, was den Curfew angeht und spielt pünktlich um 23:59 die letzte Note, womit das angestrebte Ziel (vor Mitternacht fertig zu werden) exakt erreicht wurde.
Misanthropic (Foto: Adrian)
Solche Abende sollte es aber definitiv häufiger in Mainz geben. Auch wenn die Besucher schwer zu mobilisieren sind, hat man gerade gegen Ende gesehen, dass es doch eine gewisse Nachfrage nach extremer Musik in der Karnevalshochburg gibt. Man muss eben nur ein wenig auf sie warten (typisch, Studentenstadt!).

[Adrian]

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