Samstag, 26. Dezember 2015

CD-Review: Master "An Epiphany Of Hate"

Es gibt nur wenige Death-Metal-Bands, die von einer solch legendären Aura umgeben sind und dennoch nie den ganzen großen Durchbruch geschafft haben. Im Gegensatz zu Weggefährten wie OBITUARY, den CANNIBAL CORPSE oder DEICIDE ist MASTER immer unter dem Radar der breiten metallischen Öffentlichkeit geflogen. Im Underground wird ihr Gründer Paul Speckmann zum Teil zwar wie ein Heiliger verehrt, aber dennoch hat der Wahl-Tscheche nie die Aufmerksamkeit bekommen, die ihm zusteht. Auch mit dem zweiten FDA-Rekotz-Album "An Epiphany Of Hate" bleibt man sich erneut treu und huldigt wieder dem Old-School Death Metal auf rotzigste Art und Weise. Das garantiert zwar bestimmt auch wieder nicht den großen kommerziellen Erfolg, aber wird die Basis in Verzückung versetzen.
'Subdue The The Politician' ist der passende Opener, der mit Geschwindigkeit
und traditioneller Brutalität das Massaker einleutet. Mehr ein Thrash als ein Death Metal Song ist im Anschliúss 'Fiction Soon Becomes Reality', der deswegen aber kein Stück weniger morbide ist, was vor allem den Vocals zu verdanken ist. Besonders der kehlige Gesang von Speckmann trägt nämlich zu dem eigentümlichen Charakter bei, dem diese Art von Extreme Metal innewohnt. Wer an dieser Stelle erwartet, dass wir die Feinheiten eines jeden einzelnen Titels analysieren, wird enttäuscht werden. Denn MASTER sind eben MASTER und großere Neuerungen oder Innovationen sollte man nicht erwarten. Es gibt zwar erwähnenswerte Passagen wie das wabernd-angeschwärzte Riff in 'Just Be Yourself', der 'Flag Of Hate'-Verneigung 'Just Take My Right Arm' oder den singenden Gitarren im Titeltrack. Allerdings ist der Longplayer insich schon sehr homogen. Der Stil ist eine knackige Mischung aus Urzeit-Extreme-Metal und punkigen Death'n'Roll, der in seiner Räudigkeit an alte BOLT THROWER erinnert (siehe 'Red Alert'). Das funktioniert (wie im letzten Jahr zum Beispiel auf dem Ragnarock Festival gesehen) vor allem auf der Bühne sehr gut und sorgt für eine Menge Bewegung, auf Platte wird man nicht ganz so leicht mitegrissen. Das soll aber nicht heißen, dass die Scheibe schlecht wäre, sondern lediglich, dass der Stoff nicht direkt beim ersten Durchlauf zündet.

Insgesamt machen MASTER ihre Sache sehr gut und liefern mit "An Epiphany Of Hate" einen klassischen Todesblei-Bolzen ab, der vor allem von den fiesen Vocals ihres Bandchefs und dem proto-death-metallischen Groove profitiert. Jedoch habe ich mich gerade beim ersten Reinhören schwer getan, die Eigenständigkeit eines jeden Songs des Drehers zu erkennen. Titel wie 'The People Of The Damned' oder 'Senses All Will Be Controlled' hauen zwar direkt rein, indem sie sich mit einigen ausgefallenen Melodien und jeweils einem starken Solo sofort vom restlichen Stoff emanzipieren können, viele Titel entfalten allerdings nach mehreren Durchgänge ihre wahre Macht. Neben den zehn angegebenen Songs enthält das Album auch noch zwei Bonus Tracks, die nicht weiter betitelt sind. Sie passen vom Sound und Härtegrad her perfekt zum offiziellen Teil der Platte und sind eine gute Ergänzung, für alle die deren Hunger auf Todesstahl nach zehn Tracks noch nicht gestillt ist. Überzeugte MASTER-Jünger können hier blind zugreifen, man bekommt als Fan zu 200% das geboten, was man erwartet und liebt. Andere Metaller sollten vorher erst ein Ohr riskieren, da der Stil von MASTER sehr eigentümlich ist und äußerst ungeschliffen daherkommt. Wer es aber puristisch mag und einen Abschluss der alten Schule hat, wird hier auf jeden Fall sein Seelenheil finden.
Ab 29.01.2016 kann bei FDA Rekotz wieder vom Meister lernen.

8 von 10 Punkten

[Adrian]

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