Montag, 23. November 2015

Live-Review: Elvenpath, Fairytale und Journey Of DC (live in Frankfurt)

Manchmal ist die erste Hürde eines Konzert der Weg dorthin. Dabei ist das AWO Jugendhaus im Frankfurter Stadtteil Hausen mit der Platzierung auf der Ludwig-Landmann-Straße eigentlich gar nicht so schwer zu finden. Es sei denn man verlässt sich auf veraltete beziehungsweise unpräzise Google-Maps-Angaben und läuft etwa 45 Minuten ziellos die Hauptstraße entlang. Endlich angekommen, ist bereits eine ordentliche Anzahl von Besuchern vor Ort, die offensichtlich weniger Orientierungsprobleme hatte als ich. Unter diesen Besuchern sind auch die international beliebten Thrasher von TANKARD, die heute in Form von Basser Frank Thorwarth und Frontmann Gerre vertreten sind. Letztere sind hier, um bei drei lokalen Bands die Heimniederlage der Frankfurter Eintracht gegen Bayer Leverkusen zu vergessen. Eine sehr gute Idee, denn mit den lokalen Helden von ELVENPATH, FAIRYTALE (den Gästen aus Recklinghausen) und den Deathern von JOURNEY OF DC, die kurzfristig für ODIUM eingesprungen sind, ist das Billing gut bestückt.

Die erwähnten Todesmetaller sind gleichzeitig auch die erste Band des Abends und beginnen kurz nach 21 Uhr mit ihrem Set. Nach einem einleitendem Intro startet man mit dem Song 'Dark Cathedral' den Gig, einer Erinnerung an alte Zeiten. 
Denn ursprünglich wurde JOURNEY OF DC als DARK CATHEDRAL bereits in den
Journey Of DC (Foto: Adrian)
90ern gegründet, startet aber nun mit neuer Demo und einem frischen Line-Up gerade voll durch. Ihr druckvoller Death Metal ist eine tolle Mischung aus der Urgewalt von BOLT THROWER und einer Brachialität á la GOREFEST. 
Ich kannte ja bereits ihre EP, aber auf der Bühne sind die Frankfurter noch um einiges stärker. Lieder wie 'In Hoc Signo Vinces' oder 'Revenge' gehen gut runter und strahlen eine Menge Energie aus. Das sieht auch TANKARD-Bassist Frank so und erzählt mir während des Auftritts ganz direkt, wie großartig er die Truppe findet. Dazu geht er vor der Bühne ordentlich ab und animiert mich mit ihm zusammen zu headbangen. Der Sound im Venue ist zwar nicht perfekt, aber der Klang ist trotzdem gut genug, um eine amtliche Stimmung zu erzeugen. Auf der Stage selbst scheint man allerdings sich jedoch nicht so gut zu hören, denn  Gitarrist verschlägt es häufiger vor die Bühne, wo er Teile des Sets direkt vor den Boxen spielt. Der offiziell letzte Track des Abends heißt 'Weckt Die Toten' und ist zu schön, um jetzt einfach aufzuhören. 
Die Zuschauer fordern eine Zugabe und nach kurzem Zögern gibt diese dann auch. Insgesamt ein herrlicher Auftritt von einer tollen lokalen Band, die hoffentlich noch viel bekannter werden wird. 
Jetzt geht es weiter mit True Metal - wie es einige Besucher vor dem Jugendhaus beim Rauchen bemerken. Das ist sogar nicht ganz falsch. Denn die einzige nicht hessische Band FAIRYTALE spielt tatsächlich einen schwermetallischen Stil, dem
Fairytale (Foto: Adrian)
MANOWAR ihr Metal-Warrior-Prüfsiegel verleihen würde. Bewegungsfreudig und gut gelaunt zocken Nordrhein-Westfalen einen sauberen Auftritt herunter, indem sie immer wieder mit eloquenten Ansagen auffallen. So müssen die Herren aus dem Pott erst einmal nachfragen ob man wirklich in Hessen sei, denn die Band habe im Vorfeld noch gerätselt ob man nicht doch eher im Sauerland oder in der Nähe von Dresden sei. Mit Geographie-Kenntnissen glänzt man zwar nicht, aber dafür hat man auch USB-Sticks als Tonträger im Angebot und kommentiert dies selbst scherzhaft mit den Worten "Uns kennt zwar keine Sau, aber dafür sind wir multimedial". Besonders hervortun, können sich die Märchenhaften durch starke doppelläufige Gitarren und das stimmgewaltige Organ von Carsten Hille. Dieser singt wie ein junger Gott und beeindruckt vor allem durch Volumen, mit dem er auch beim IRON-MAIDEN-Cover von " The Wicker Man" der Leistung von Bruce Dickinson sehr nahe kommt. Es müssen sich jedoch auch eigene Titel wie 'Thundersword' oder 'Crytal Ball' nicht verstecken. Vor allem wenn man sie so stimmungsvoll ankündigt wie 'Witching Hour', das mit der nicht ernst-gemeinten Suche nach rothaarigen Frauen zwecks Hexenverbrennung eingeläutet wird. Beendet wird das Set von keiner 85-minütigen Prog-Nummer (wie es die Kapelle selbst sagt), sondern mit dem sehr prägnanten Stück 'Heavy Metal', das einen äußerst eingängigen Refrain hat. Diesen Chorus dürfen auch ausgewählte Zuschauer mitgrölen, während der Frontmann durch das Publikum läuft und einigen Besuchern das Mikro vor die Nase hält. Stimmgewaltig betätigen sich an dieser Aktion auch Frank Thorwart sowie Gerre, der sich etwas gequält an einem Stehtisch herumdrückt und gegen seinen eigenen Promillewert kämpft. Danach ist dann erst einmal wieder Pause und endlich wird in der Halle gelüftet, denn inzwischen ist die Luft so abgestanden wie einem Pumakäfig.
Der Headliner des Abends betritt kurz darauf die Bühne. ELVENPATH schickt sich an
Elvenpath (Foto: Adrian)
diesen Abend zu krönen und ist sehr euphorisch die Aufgabe zu bewältigen. Sänger Dragutin steht von seinen Fähigkeiten her dem vorherigen Vokalisten in nichts nach und untermalt seinen Gesang mit einer ausgeprägten Gestik. Das kommt an und die volle Bude feiert ausgelassen mit. In den ersten Reihen wird intensiv für Bewegung gesorgt und sogar Crowdsurfer kann man hier beobachten. Die Setlist hat mit dem neuen Song 'Targaryen Fire' außerdem ein besonders Goodie für Game-Of-Thrones-Fans im Angebot und ist der erste Metal-Song überhaupt, den ich kenne, der sich mit "A Song Of Ice And Fire" beschäftigt. Weitere starken Hymnen sind 'Sentiel Of The Past' oder auch 'Mountain Of Sorrows', die insgesamt alle in eine ähnliche Kerbe schlagen und Fans genau das bieten, was sie verlangen: melodischen Power Metal mit Fantasy-Texten. Dennoch verfolge ich das Geschehen gegen Ende aus dem Eingangsbereich, da die Temperaturen dort halbwegs erträglich sind, während in der Halle nicht nur die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht. Alles in allem aber verdient sich dieser Abend das D
enkwürdigkeits-Prädikat und zeichnet sich durch exzellente Bands sowie ein engagiertes Publikum aus, das es schon vor Beginn der letzten Band schafft die Biervorräte zu leeren, so dass Nachschub organisiert werden muss. Kurzum, alles richtig gemacht und um Wiederholung wird erbeten.

[Adrian]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen